Schweizer Revue 3/2018

3 Schweizer Revue / Mai 2018 / Nr.3 Es war eine schlechte Nachricht für die Diaspora: Als TimGuldimann imMärz aus demNationalrat zurück- trat, verloren die Auslandschweizerinnen und Aus- landschweizer ihre wichtigste Stimme imParlament. Der SP-Mann war als erster Auslandschweizer über- haupt in den Rat gewählt worden, nach nur zwei­ einhalb Jahren zog er sich nun zurück – mitten in der Legislatur. Der Hauptgrund? Es sei schlicht zu schwierig gewesen, «in einemMilieu zu leben und in einem anderen Politik zu machen». In Berlin zu leben und in Bern zu politisieren, funktionierte offenbar nicht. Guldimanns Rücktritt liefert Zündstoff für eine emotionsgeladene Debatte: Soll ein Auslandschweizer in der Schweiz überhaupt politisieren dürfen?Wie soll jemand, der in Berlin lebt, ein Gespür dafür haben, was das Beste für die Schweizer ist? Und jene, die in dieser Debatte sogar noch einen Schritt weiter gehen wollen, dürften sich nach Guldimanns Rücktritt eben- falls bemerkbar machen. Soll die Diaspora in der Schweiz überhaupt mit­ bestimmen dürfen? Soll jemand, der seit Jahrzehnten in Tasmanien oder Taiwan lebt, das Leben in der fernen Heimat mitgestalten? Zumal er mit den Konsequenzen in der Regel gar nicht zu leben hat? Diese Gedanken sind nachvollziehbar – ob man sie nun teilt oder nicht. Andererseits: Sollen Schweizerinnen und Schweizer nicht über Schweizer Be- lange abstimmen dürfen, egal, wo sie leben? Auch Auslandschweizer haben Grundrechte, und das Recht abzustimmen gehört dazu. Ausserdemsind viele nur temporär imAusland. Sie arbeiten und leben in der Diaspora, umdanach wieder in die Schweiz zurückzukehren. Sie haben mit den Konsequenzen von Abstimmungen dann durchaus zu leben. Ausserdem betreffen gewisse Vorlagen ja ganz direkt auch die Schweizerinnen und Schweizer imAusland. Ein schwieriges Thema. Glücklicherweise hat sich die Polemik nach dem vorzeitigen Rücktritt Guldimanns bisher in Grenzen gehalten. Statt der Diaspora ihre Rechte streitig zu machen, hat ein Grossteil der Schweizer Be- völkerung den Rückzug des SP-Nationalrats lediglich mit Bedauern oder allenfallsmit einemAchselzucken quittiert. Bleibt zuhoffen, dass das so bleibt – und die schlafenden Hunde nicht doch geweckt worden sind. Mit dieser Ausgabe der «Schweizer Revue»möchte übrigens auch ichmich von Ihnen verabschieden. Nach einer intensivenZeit als Chefredaktor dieses Magazins werde ich mich in meiner Heimatstadt Basel einer neuen beruf­ lichen Herausforderung stellen. Ich danke Ihnen für die Treue! MARKO LEHTINEN, CHEFREDAKTOR Editorial 5 Briefkasten 6 Schwerpunkt Kosovo feiert seinen 10. Unabhängigkeitstag – die Schweiz feiert mit 10 Politik Die Medien im Fokus: Abstimmungsresultate vom 4. März 13 Gesellschaft Leihvelos erobern die Städte Lokalradios profitieren von digitaler Technologie 17 Literaturserie Adolf Muschgs Fernweh nach Japan Nachrichten aus aller Welt 18 Kultur Ein Grammy für die Schweiz: Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja im Porträt 20 Sport Nationalcoach Vladimir Petkovic vor der Fussball-WM 22 ASO-Informationen 26 news.admin.ch 28 Gesehen 30 Gelesen/Gehört 32 Herausgepickt/Nachrichten Inhalt Die Hunde schlafen noch Titelbild: Die Geigerin Kopatchinskaja. Foto: Julia Wesely

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