Schweizer Revue 1/2018

13 Schweizer Revue / Januar 2018 / Nr.1 zer Betriebsbewilligung, hat in Genf vierzehn und in Basel neun Airbusse fest stationiert. Auf demEuro Airport, dem binationalen Flughafen der Region Basel, ist die Gesellschaft mit einem Marktanteil von rund 60 Pro­ zent sogar klarer Marktführer. Spannend ist, dass sich die Ge­ schäftsmodelle von Easyjet und der Swiss imKurzstreckenbereich immer mehr angeglichen haben. Easyjet ver­ folgte bisher das Konzept der Einfach­ heit: kein Umsteigeverkehr, keine Extraleistungen, tiefste Preise, wenn immer möglich. Doch nach und nach wird dieses Konzept aufgeweicht. Easyjet hat beispielsweise Sitzkatego­ rien in der Kabine eingeführt: Wer vorne sitzt oder auf Plätzen mit mehr Beinfreiheit, zahltmehr. Richtig teuer – auch bei Easyjet – sind die umbuch­ baren Tickets. Mit dieser Kategorie will die Airline vermehrt Geschäfts­ kunden, die flexible Reisezeiten brau­ chen, anlocken. Umgekehrt hat die eher teure Swiss extragünstige Tarife eingeführt, um nicht vom Markt ge­ drängt zu werden, dies besonders in Genf, wo Swiss in direkter Konkur­ renz zu Easyjet steht. Edelweiss vergrössert Flotte Nicht nur der Swiss und Easyjet, auch Edelweiss Air geht es derzeit sehr gut. Die einzige Schweizer «Ferienflug­ gesellschaft», wie sie sich selbst nennt, gehört als Schwestergesellschaft der Swiss ebenfalls zum Lufthansakon­ zern und arbeitet eng mit Swiss zu­ sammen. Die Flottewird im laufenden Jahr um fünf auf fünfzehn Flugzeuge erweitert. Auf der Langstrecke haben die Kabinen eine Dreiklassen-Konfi­ guration: Eco, Eco Plus und Business. Doch es gibt auchGegenbeispiele. Die im vergangenen Jahr Konkurs gegan­ genen Air Berlin und Darwin Air aus Lugano zeigen, dass selbst bei guter Konjunktur ein Überleben nicht per se garantiert ist. Air Berlin, die einige Linien in die Schweiz betrieb und in Zürich auch Flugzeuge stationiert hatte, krankte an einem unscharfen Geschäftsprofil und an notorisch zu hohen Kosten. Die Folge: zuerst die Nachlassstundung, dann der Entzug der Betriebsbewilligung. Der Name Darwin, der für denÜberlebenskampf in der Natur steht, wurde für die zum Air-Adria-Konzern gehörende kleine Fluggesellschaft aus dem Tessin wie­ derum zum symbolträchtigen Fanal. Darwin Air war 2003 gegründet wor­ den, nachdem die Swiss Lugano aus ihrem Streckennetz gestrichen hatte. Doch pikanterweise gab Darwin im Rahmen von Restrukturierungen die Destination Lugano später ebenfalls auf. Die operative Basis war in Genf, der Firmensitz in Lugano. In letzter Minute gerettet Knapp amDesaster vorbeigeflogen ist im vergangenen Herbst die Berner Skywork. Unerschrocken versucht die Minigesellschaft von Bern aus einen Linienverkehr zu entwickeln, doch die mangelnde Infrastruktur – kleine Hangars für Wartungsarbeiten, feh­ lende Blindlande-Einrichtung für schlechtes Wetter, setzt hier Grenzen. Und Flugzeuge mit 50 Plätzen oder weniger sind bei den heutigen Tarif­ strukturen wirtschaftlich nur knapp zu betreiben. So ist Skywork nur knapp einer Be­ triebsschliessung entgangen, als das Bundesamt für Zivilluftfahrt zusätz­ liche finanzielle Sicherheiten ver­ langte. In letzter Minute wurde im Herbst offenbar ein Investor gefunden, der die Firma rettete. Sie dürfte künf­ tigmehr ab demEuro Airport in Basel aktiv sein. Die von Skywork betriebe­ nen Flugzeuge waren übrigens vor rund 20 Jahren schon einmal in Basel zu sehen – damals bei der Crossair, die eine grosse Flotte von Saab 2000 betrieb. Noch mehr Flugreisende 2018 dürfte nochmal ein gutes Flug­ jahr werden. Die Konjunktur zieht etwas an, und zwar mehr oder weni­ ger in allen Regionen der Welt – für das Fluggeschäft eine sehr gute Vor­ aussetzung. Gemäss dem Branchen­ verband IATA wächst die Zahl der Flugreisenden 2018 um rund sechs Prozent, sodass heuer 4,3 Milliarden Menschen in ein Flugzeug steigen werden. Und dank der steigenden Nach­ frage dürfte auch die Swiss weiter wachsen. Vor Jahresfrist wurde an der Jahresmedienkonferenz verkündet, dass die Fluggesellschaftbis Ende 2018 rund 550 Stellen neu schaffen werde. STEFAN SCHUPPLI IST JOURNALIST UND AVIATIK-EXPERTE IN BASEL Schweizer Airlines (Stand Ende 2017) Mitarbeitende Flugzeuge Swiss 9100 * 75 Edelweiss Air 670 10 Easyjet Switzerland 550/340 ** 14/9 ** Skywork 100 4 * Ende 2016 **Genf/Basel

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