Schweizer Revue 1/2018
8 Schweizer Revue / Januar 2018 / Nr.1 des Themas. Erstmals ist dieMediendebatte nichts Abstrak- tes mehr, sondern etwas konkret Fassbares, das fast nie- manden unbeteiligt lässt: Man kann sich an der Urne für die Zerschlagung von Schweizer Radio und Fernsehen aus- sprechen – oder man kann sich für die Erhaltung der SRG einsetzen. Vielen werden auch ihrem Leibblatt ansehen, was die Zerfallserscheinungen der Presse bedeuten, näm- lich vermehrte Einheitskost. «In einer Demokratie geht es darum, dass die breite Öf- fentlichkeit Zugang zu Informationen erhält», das hat die Medienwissenschaftlerin Silke Adam an einer Veranstal- tung der Informationsplattform Infosperber gesagt. «Gut gebildete Menschen werden diesen Zugang immer haben. Schwerpunkt Aargau. Damit übernimmt Blocher nicht nur Zeitungen, sondern auch ein Vertriebsnetz, das sich bei Bedarf auch zur Verbreitung politischer Botschaften nutzen lässt. Blocher werkelt schon seit längerer Zeit an seinem Medien-Imperium herum. Mit Blocher-TV hat er längst einen eigenen Fernsehkanal und die Basler Zeitung ist seit einigen Jahren unter seiner Kontrolle. Immer wieder und mit unterschiedlichen Mitteln versuchte und versucht Blocher, seine Hand auf grössere Verlage und Zeitungen zu legen, so auch auf die Neue Zürcher Zeitung und das Boule vardblatt Blick . Doch es gibt auch ganz neue Ansätze in der Medien- landschaft, sozusagen Ansätze von unten, die dem Journa- lismus in der Schweiz neue Impulse zu geben versuchen: die reinenOnline-Medien. Neben bereits bestehenden klei- neren Plattformen wie Infosperber und Journal 21 geht nun die Republik an den Start – mit grossen Plänen und grossen Worten: «Journalismus ist ein Kind der Aufklärung. Seine Aufgabe ist die Kritik der Macht. Deshalb ist Journalismus mehr als nur einGeschäft für irgendwelche Konzerne.» Die Republik will zum unabhängigen, digitalen Magazin wer- den, das sich vor allem auf die Einordnung von Informati- onen und vertiefte Recherchen konzentriert. Es soll ohne Werbeeinnahmen auskommen und sich allein durch die Leserinnen und Leser finanzieren. Ein Jahresabonnement kostet mindestens 240 Franken. Spektakulärwar allein schon der Startmit einer Crowd- funding-Aktion im April 2017. Nie zuvor war ein Crowd- funding für ein Medienprojekt erfolgreicher gewesen. Innert einem Monat wollten die Republik -Macher rund 750000 Franken sammeln. Und dann die Überraschung: Es kamen allein in den ersten 24 Stunden 1,8 Millionen Franken zusammen. Und das alles, bevor der erste Artikel erschienen ist. «Die Vierte Gewalt» kommt ins Kino Für den Berner Filmemacher Dieter Fahrer zeigt dieser En thusiasmus, dass ein Bedürfnis nach Orientierung, nach Einordnung, nach Journalismus nach wie vor vorhanden ist. Fahrer hat sich während rund drei Jahren mit der Schweizer Medienszene beschäftigt und einen Dokumen- tarfilmmit demTitel «Die Vierte Gewalt» gedreht, derMitte Februar in die Kinos kommt. Der Film zeigt Journalistin- nen und Journalisten bei ihrer täglichenArbeit, befragt sie zu denMöglichkeiten undGrenzen des Journalismus, zum rasantenWandel in der Aufmerksamkeitsbranche und des- sen Auswirkungen auf die Öffentlichkeit und den Diskurs in der Demokratie. Dieter Fahrerwäre «froh, wenn der Film mithilft, ein Bewusstsein zu schaffen, dass guter Journalis- mus Zeit und Geld kostet». Dass die Medienfrage nun ins Kino kommt, zeigt die Dringlichkeit und die Bedeutung Christoph Blocher, Teilhaber der Basler Zeitung, hat den Zehnder-Verlag mit 38 Titeln gekauft. Im Bild: Der Unterneh- mer und Politiker im Gespräch mit Susan Boos von der Wo- chenzeitung WoZ.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx