Schweizer Revue 2/2018
31 Schweizer Revue / März 2018 / Nr.2 Nachrichten Opfer von Zwangsmassnahmen erhalten 25 000 Franken In diesem Jahr erhalten die ersten Opfer sogenannter für- sorgerischer Zwangsmassnahmen ihren Solidaritätsbei- trag. AllenGesuchstellernwird 25000 Franken ausbezahlt. Es handelt sich umden vorgesehenenMaximalbetrag. Für- sorgerische Zwangsmassnahmen wurden in der Schweiz bis 1981 angeordnet. Zehntausende von Kindern und Jugendlichen wurden an Bauernhöfe verdingt oder in Heimen platziert, viele wurden misshandelt oder miss- braucht. Menschen wurden zwangssterilisiert, für Medi- kamentenversuche eingesetzt oder ohne Gerichtsurteil weggesperrt, weil ihre Lebensweise nicht den Vorstellun- gen der Behörden entsprach. Das Parlament hat imHerbst 2016 insgesamt 300 Millionen Franken für Solidaritätsbei- träge bewilligt. Die Höhe des Beitrags machte es von der Zahl der Gesuche abhängig. Da es weniger als 12000 sein werden, kann an alle Opfer, deren Gesuch gutgeheissen wurde, nun der Maximalbetrag ausbezahlt werden. Belair Airlines aus der Insolvenz gerettet Die deutsche Beteiligungsgesellschaft SBC hat die Schwei- zer Belair Airlines aus der Insolvenz von Air Berlin über- nommen. Ende Oktober 2017 hatte die Belair ihren Flugbe- trieb eingestellt, und die Liquidation wurde eingeleitet. Belair gehörte zur insolventen Air Berlin. Im Zuge der ge- planten Auflösung der Belair war den rund 200 Beschäftig- ten gekündigt worden. Nun sind sie dazu aufgerufen wor- den, bei Interesse an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurückzukehren. Der Flugbetrieb soll so bald wie möglich wiederaufgenommen werden. Die Wildkatzen sind zurück in Genf Nach der Ausrottung vor über 100 Jahren haben sich im Kanton Genf erstmals wiederWildkatzen angesiedelt. Mit Fotofallen konnten einDutzendWildkatzennachgewiesen werden. Die Art sei ein entfernter Verwandter der Haus- katze und in der Schweiz auf der Liste der geschützten Tiere, teilt das Genfer Departement für Umwelt mit. Die letzten Nachweise vonWildkatzen im Kanton Genf gehen auf das Jahr 1887 zurück. Uralte Autobahnlücke wird geschlossen Die Schweiz und Österreich sollen erstmals mit einer Autobahn verbunden werden. Seit 54 Jahren, als die Auto- bahn in der nordöstlichsten Ecke der Schweiz in Betrieb ge- nommen wurde, wird über einen direkten Anschluss an die Schnellstrasse auf österreichischer Seite debattiert. Zugleich verläuft der Grenzverkehr seit Jahrzehnten über Landstrassen und Dörfer. Baubeginn für die Verbindung von St. Margrethen auf Schweizer und Dornbirn auf öster- reichischer Seite ist frühestens 2021, die Inbetriebnahme soll 2026 erfolgen. Stress Stress, 41 Jahre alt, ist für den Schweizer Rap, was Stephan Eicher für den Schweizer Rock ist: gleichermassen bekannt wie unverkennbar. In diesem Jahr bringt er sein siebtes Album heraus. Für den Jungge- bliebenen, geboren an der baltischen Meeresküste, entspringt die Energie des Hip-Hop im Übrigen dem Rock, nicht dem schwarzen Groove. «Ich bin einfach Rock, ich bin in den Blocks von Estland auf- gewachsen. Viel Kriminalität gab es nicht, denn kriminell war der Staat. Wir standen Schlange für Toilettenpapier und Brot und man- gels Alkohol tranken die Menschen Kölnischwasser.» Und Lausanne? «Dieser Ort war für mich ein sicherer Hafen», erzählt der Rapper in ei- ner Sendung von La Première . Die Schweiz, das Geld, Stress spricht darüber mit einer so unver- frorenen Ironie, dass das Zuhören Spass macht. Man kritisiert ihn da- für, dass er Werbung für Coca-Cola gemacht hat. Diesen Entschluss verteidigt er undmacht sich lustig über ein Land, das Stars nicht mag. «Du hast Platten verkauft? Das ist ein Problem! Du wirbst für Coca- Cola? Das ist ein Problem! «Für mich aber war es, als ich 15 war, das Grösste, eine Cola zu trinken», erklärt er. Stress, den es mittlerweile nach Zürich verschlagen hat, ist glü- hender Verfechter einer bunten Schweiz. Das hat er die Welt seiner- zeit mit feindseligen Parolen wissen lassen. «In der Deutschschweiz gibt es viel populistische Stimmen», bedauerte er mit einem Seiten- hieb gegenmanche seiner Rapperfreunde. «Einigemachen sogar Jutz! Also jetztmal ehrlich: Jutz – das geht doch gar nicht!Wir kommen aus der urbanen Musikszene, Vielfalt ist unsere Kultur!» Engagierter Businessman? Das könnte das Oxymoron zur Beschreibung dieses lebhaften Burschen sein. STÉPHANE HERZOG Herausgepickt Nachrichten
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