Schweizer Revue 2/2018
7 Rubrik Schweizer Revue / März 2018 / Nr.2 900 Kleinbrauer haben den Schweizer Biermarkt in wenigen Jahren erobert. Sie kreieren ihre Produkte teilweise in kleinsten Küchen – wie etwa Christophe Häni von der Berner Brauerei «Barbière». Foto Keystone Sympathie für lokale Brauer.» Prägend sei der allgemeine Trend: «Weil dieGlobalisierung Konsumgüter aus allerWelt in unsere Supermärkte bringt, sindwir plötzlichwieder an Lebensmitteln von hier interessiert.» Das führe aber nicht nur zu mehr «Bier von hier», sondern zu mehr Gemüse aus der Region, mehr Brot vomQuartierbäcker, mehr Käse von der einheimischenAlp. Aufs Bier bezogen sei höchstens an zufügen: «Den Boom gäbe es wohl auch, wenn das Bierkar tell nicht zusammengebrochen wäre.» Die Szene ist bunt. Sie oszilliert zwischen unpräten tiöser Do-it-yourself-Freizeitkultur, bierseligemKlamauk und handwerklichem Traditionsbewusstsein. Beachtlich viele der Klein- und Kleinstbrauereien sind freilich expe rimentelle Kunsthandwerksbetriebe. Sie komponierenGe tränke fernab der standardisierten Industriebiere. Kleines Universum in der Flasche Was treibt die neuen Schweizer Brauer an? Die Schweizer Revue greift die Brauerei Nr. 523 heraus, die unter dem gar kryptischen Namen 523 auf dem Markt agiert. Die erste Antwort auf die Anfrage ist an sich eine Absage: Man sei «leider eher introvertiert und daher nicht optimal für die Presse». Könnte zutreffen. Denn: Die in einer alten Feilen fabrik einquartierte Könizer Brauerei verzichtet auf jede Effekthascherei. Malz und Hopfen sind ihr wichtiger als Marketing und Merchandising, selbst die Etiketten ihrer Biere sind von grösster Schlichtheit. Und obwohl Lokalme dien landauf, landab gerne jede neue Quartierbrauerei mit enormer Plauderlust abfeiern, herrscht punkto 523 auch da Funkstille. Die kleine Crew – Sebastian Imhof, Nadja Otz, Tobias Häberli und Andreas Otz – hängt ihr Tun wahrlich nicht an die grosse Glocke. Was folgt, ist dann doch ein erhellender Einblick in ein kleines Brauereiuniversum. Auch die 523-Bierewerden für einen sehr überschaubarenMarkt produziert. Bloss «lokal» zu sein reiche nicht, sagt Andreas Otz. Selbstredend pröble 523 mit regional produziertem Hopfen: «Doch die Welt wäre zu eng, würden wir nur brauchen, was vor der Haus türe wächst.» Otz kennt die Formel von Bier als heimatstif tendem«Antiglobalisierungsgetränk».Wenn die CrewBier macht, erfahre sie aber «die positiven Seiten der Globalisie rung». Hörten sie von einem – lokalen – Farmer in Seattle, der mit neuen Hopfensorten experimentiere, könnten sie direkt mit ihm in Kontakt treten, bei ihm einkaufen und ein Bier brauen und bekanntmachen, «das der neuen Sorte Rechnung trägt». So stärke Globalisierung auch das Lokale. Die 523-Brauer bedienen sich also auf einem weltum spannenden Basar der Geschmäcker, Gerüche und Sinnes reizungen und folgen «ganz kompromisslos dem Bild, das wir im Kopf haben». Wie etwa lässt sich die Geschmacks note «von in Portwein karamellisierten Korinten» ins Bier zaubern, in dieses «kleine Universum in der Flasche»? Solche Fragestellungen zeigen, dass sich diese Brauerei
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