Schweizer Revue 3/2018
13 Schweizer Revue / Mai 2018 / Nr.3 Gesellschaft MARC LETTAU 200 Jahre nach der Erfindung des Velos durch den geschei- ten Karl Freiherr von Drais versetzt das motorlose Fahr- zeug die Weltstadt Zürich in Aufruhr. Es ist nicht so, dass die grösste Schweizer Stadt das Zweirad erst jetzt entdeckte. Aber ein Trend sorgt fürs rege Stadtgespräch: Überall stehen Leihvelos. Es sind Aberhunderte. Sie stehen auch dort, wo dies den Ordnungssinn der Zürcherinnen und Zürcher empfindlich stört. In Zürich ist ablesbar, was derzeit auch andere Schwei- zer Städte beschäftigt: Findige Firmen verfolgen die Ge- schäftsidee, urbane Räume mit ihren Leihvelos zu fluten, ohne gleichzeitig Parkeinrichtungen für diese Fahrzeuge zu schaffen. Stattdessen bieten sie Smartphone-Apps an, mit denen sich freie Velos finden und entsperren lassen. Wer das Velo nach der Fahrt nicht mehr braucht, kann es irgendwo abstellen. Gleich sechs Anbieter buhlen inZürich um die Gunst der Radlerinnen und Radler: O-Bike, Lime- bike, «Züri rollt», «Züri-Velo», Smide mit Elektrovelos und der Verleiher von Velos für Warentransporte, Carvelo2go. Zudem denkt die dänische Firma Donkey Republic über eine Versorgung Zürichs mit Leihvelos nach. In anderen Städten mischen Nextbike, Velospot und PubliBike den Markt auf. Die Aufregung ist gross, weil es nicht nur um die Revolution des Verkehrs geht. Erheblich ist insbesondere die Skepsis gegenüber der in Singapur Velofahrer suchen die Überholspur Gehört dem Velo die Stadt der Zukunft? Auf jeden Fall setzen viele Schweizer Städte auf mehr Velos und wollen deren Anteil am Gesamtverkehr verdoppeln. Das muskelbetriebene Gefährt weckt nebst neuen Hoffnungen aber auch Abwehrreflexe. Leihvelos von Anbietern wie O-Bike oder Limebike sorgen in Zürcher Strassen für Aufregung. Foto Keystone
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