Schweizer Revue 3/2018

15 Schweizer Revue / Mai 2018 / Nr.3 Gesellschaft STÉPHANE HERZOG Die Zeit der Piratensender, in der Ak- tivisten illegale Antennen installier- ten, um das FM-Band zu nutzen, liegt weit zurück. Heute ist das Radio dabei, sich von den Zwängen des terrestri- schen Netzes zu befreien. Einerseits sind alle Sender über das Internet ver- fügbar – was einen kostenpflichtigen Anschluss voraussetzt. Andererseits strahlen die meisten Sender nicht mehr nur auf UKWaus, sondern auch über ein digitales Signal. Es handelt sich hierbei um das Digital Audio Broadcasting (DAB), die digitale Ver- breitungstechnologie für das Radio. Dieser Übertragungsweg bietet einen störungsfreien Empfang und kann Text- und Bildinformationen einbin- den: eine eigentliche Revolution! Es zeigt sich, dass diese Umstellung ganz nebenbei die Entstehung einer noch nie dagewesenen Schweizer Rundfunklandschaft ermöglicht hat, die kleineren Sendern – häufig Interne- tradios – den Zugang zur DAB-Techno- logiebietet. DiesesNebennetz existiert dank einem Kleinunternehmen, der Digris AG, das dem DAB neue Sende- möglichkeiten eröffnet. Das Start-up mit Sitz in Zürich hat mithilfe von Aktivisten für einen freien Rundfunk eine verbrauchsarme, kostengünstige Technologie entwickelt. Dank dieser konnte Digris im Jahr 2013 eine Funk- konzession beim Bund erwerben. Das Kleinunternehmen hat sich zur wich- tigsten nichtkommerziellen Radio­ station der Schweiz entwickelt. «Dem Unternehmen gehören 70 Sender an, was der Hälfte der Radios entspricht, die via DAB ausstrahlen», freut sich Thomas Gilgen, Geschäftsführer der Digris AG, die eine Art Monopolstel- lung imRundfunksegment einnimmt. Digris bietet denn auch eine von den Sendern als kostengünstig erach- tete Dienstleistung für den Zugang zum «Broadcasting» an. Das Abonne- ment kostet rund 14000 Franken pro Jahr, gegenüber 100000 Franken bei einem grossen Netzbetreiber wie bei- spielsweise der Romandie Médias SA, die 2014 das erste private DAB-Ange- bot in der Westschweiz lancierte. Eine Frage von nationaler Bedeutung Die Schweiz zählt heute 3,5Millionen mit einemDAB-Empfänger ausgestat- UKW ist tot – es lebe das Digitalradio! Bis 2024 werden alle Schweizer Radiostationen ihre Programme über ein digitales Signal ausstrahlen. Dies bedeutet das Ende des UKW-Funks. Mit Unterstützung des Bundes haben nun bereits Dutzende Alternativradios die Umstellung auf die DAB-Technologie geschafft. Die Technologie und das Verbreitungs­ konzept von Digris ermöglichen auch kleinen Kultur- und Spartenradios eine DAB-Verbreitung. Foto Keystone

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