Schweizer Revue 3/2018
16 Schweizer Revue / Mai 2018 / Nr.3 Gesellschaft tete Geräte, davon 1 Million in Autos. Die Technologie stellt eine Frage von nationaler Bedeutung dar. Der Bund hat DABmit Informationskampagnen und finanziellenMitteln für die Radio stationen in Höhe von 8 Millionen Franken für das Jahr 2017 unterstützt, wie René Wehrlin, Verantwortlicher für den digitalen Rundfunk beimBun desamt für Kommunikation (BAKOM) erklärt. «Der UKW-Empfang ist über holt. DAB bündelt den Zugang zum drahtlosen Netz für Radiostationen und bietet Zugriff auf ein breites Spek trum an Digitaldiensten», fasst er zu sammen. Bessere Tonqualität, gerin gereKosten: VieleArgumente sprechen für diese neue Technologie, frohlockt das BAKOM. Bis 2024 wird das UKW-Netz, der Ankündigung des Bundes zufolge, vom DAB abgelöst sein. Die Massnah men, die diese Umstellung ermögli chen sollen, laufen bereits. ImWesent lichen erteilt der Staat keine neuen Konzessionenmehr für analoge UKW-Radios und unterstützt alle Sender bei der Umstellung auf die digitale Ver breitung. So übernimmt die BAKOM für ein von Digris verbreitetes, nicht-kommerzielles Radio 80 Prozent der Kosten für ein von ihr zur Verfügung gestelltes DAB-Serviceabo. Die Ein richtung eines digitalen Studios in einemRadio kann ebenfalls von einer finanziellen Beihilfe profitieren. Im Übrigen hat die No-Billag-Initiative diese öffentliche Unterstützung der kulturellen und lokalen Radiopro gramme hervorgehoben, wie der Chef eines kleinen, assoziativen Senders, der weiter unten genannt wird, fest hält. In allen Tunneln Die Umstellung auf das drahtlos emp fangene Radio betrifft auch die Ver kehrswege, und das Bundesamt für Strassen will der Million bereits mit einemDAB-Empfänger ausgestatteten Fahrzeugen eine hundertprozentige, landesweite Abdeckung bieten. Frü her oder später werden zunächst alle mehr als 300Meter langen Autobahn tunnel (und anschliessend die kanto nalen Tunnel) mit Sendeanlagen aus gestattet. Insgesamt wird ihre Zahl bis 2019 um 50 Prozent steigen, gibt das BAKOM an. «Der Hauptgrund für diese Politik steht mit der Sicherheit imZusammenhang», soRenéWehrlin, «denn im Katastrophenfall wäre die Bandbreite für die an das Internetra dio angeschlossenen Smartphones sehr rasch gesättigt, während das DAB-Radio jederzeit verfügbar ist.» Zurück zu den kleinen Alternativ radios, für die der Zugang zum DAB- Funk sowohl eine Anerkennung als auch einen symbolischen Schritt dar stellte. Radio Vostok, ein assoziativer Sender aus Genf, strahlte früher aus schliesslich über das Internet aus. Die Radiostation, die seit 2015 Kundin von Digris ist, konnte ihre Hörerzahl ver doppeln. «Wir haben beschlossen, die Livestunden zu erhöhen; sie sind von einer auf zwölf Wochenstunden ge stiegen», freut sich Charles Menger, Mitgründer und festerMitarbeiter bei Radio Vostok. Der Genfer oder Berner Hörer hat ab sofort über sein Radio Zugang zu einem breiten Spektrum an Sendern, die über DAB ausstrahlen (45 Sender in Genf). Dagegen erscheint der Empfang von durch Digris übertragenen Pro grammen nach einem Test in einer Wohnung weniger stabil als der Emp fang von kommerziellen oder öffent lich-rechtlichen Radios. «Das hat mit der Leistung und der Entfernung zu den Sendeanlagen zu tun», schätzt das BAKOM. Der Geschäftsführer von Digris entgegnet hierzu, dass er eine Erhöhung seiner Verbreitungskapazi tät plant. Ein eingeschränktes Internet? Hinter den Kulissen dieser jüngsten technischen Revolution tobt ein «Handelsstreit» zwischen Service pu blic und Privatsendern beziehungs weise zwischen DAB und Internet, meint Thomas Gilgen. «Gegenwärtig weigern sich die Smartphone-Her steller, in ihre Geräte DAB-Empfän ger einzubauen, auch wenn sich ge zeigt hat, dass dies mit Mikrochips möglich ist. Wenn sich auf politi scher Ebene nichts tut, wird in zehn Jahren jedes Auto und jeder Haushalt nur noch Internetradio über das Smartphone empfangen, und die Schweizer Internetbranche wird die Oberhand über das Funkband ge winnen.» Dies ist die Frage der «Netzneutra lität», bei der dieDurchleitung je nach Anschlussqualität variiert und die vom Vertrag mit einem Anbieter ab hängt, während die Billag einen uneingeschränkten Radioempfang finanziert. René Wehrlin ist sich der Situation bewusst, befürchtet jedoch nicht, dass das DAB dem Web unter liegenwird, da er derMeinung ist, dass Smartphone-Hersteller und grosse Betreiber nur ein geringes Interesse am Radio haben. Weshalb? «Es wirft nicht genug ab», erklärt er abschlies send. DAB, das sind 18 Sender auf einer einzigen Frequenz Die Technologie des Digital Audio Broadcasting ermöglicht es, Sender auf einer einzigen Frequenz zu übertragen, während die UKW-Sender Raum zwischen den Wellen benötigen, um zu funktionieren. In der Schweiz werden den Sendern 7 DAB-Frequenzen zur Verfügung gestellt, erklärt das BAKOM. Und auf jeder einzelnen Frequenz können 18 Programme gesendet werden; dies entspricht einem potenziellen Angebot von 126 Sendern. Allerdings ist das DAB in Gebäuden weniger wettbewerbsfähig als UKW, da ein Radio das vollständige digitale Signal benötigt, um zu funktionieren. Bei UKW ist dies nicht der Fall; das Signal kann sich zwar abschwächen, jedoch weiterhin empfangen werden. «Daheim werden die Menschen dem Internetradio über Wifi den Vorzug geben», analysiert René Wehrlin, Verantwortlicher für den digitalen Rundfunk beim Bundesamt für Kommunikation.
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