Schweizer Revue 4/2018
Schweizer Revue / Juli 2018 / Nr.4 28 Gesehen Sie sind ein typisches und zugleich verkanntes städtebauliches Phänomen: die Katzenleitern im schweizerischen Suburbia. Nirgendwo sonst auf dem Globus fügen sie sich in einer solch ein- drücklichenZahl und Formenvielfalt diskret ins städtische Bild. Den Katzen wird mit viel archi- tektonischem und bastlerischem Geschick eine passable Verbindung zwischen der freien Wild- bahn und demwarmen menschlichen Zuhause offeriert: Wendeltreppen, schmale und gefähr- lichwippende Brücken, in kunstvollemZickzack geführte Aufstiegshilfen bis hin zu den fellge- polsterten Kleinstbalkönchen, die an Hausfassa- den geschraubt werden. Nur: Trotz der hohen Dichte der für die Katz errichteten Kunstbauten ist die Katzenleiter ein bislang unerforschtes Objekt. Das ändert sich jetzt: Die Autorin und Grafikdesignerin Brigitte Schuster erarbeitet gegenwärtig ein Referenzwerk über die Katzen- leiter – und somit über die Beziehung zwischen dem urbanen Menschen und dem domestizier- tenVierbeiner. Ein skurriles Vorhaben? Schuster ist es ernst. Sie arbeitet bei der Betrachtung der Katzenleitern soziologische, architektonische und ästhetische Blickwinkel heraus. Ihre Vertie- fung ins Thema lässt die Frage zu, ob all die Treppchen den Menschen letztlich wichtiger sind als den Tieren: Sie zeigen das Bedürfnis des Menschen, dem Tier Zugang ins Haus zu ver- schaffen. Katzen würden den Alltag wohl auch ohne Überbrückungshilfen meistern können. Schusters kunstvoll gestaltetes Werk wird – in Deutsch und Englisch – Anfang 2019 erscheinen, kann aber bereits jetzt subskribiert werden. MARC LETTAU brigitteschuster.com/swiss-cat-ladders Der diskrete Catwalk für helvetische Miezen Ein typisches Objekt schweizerischer Wohnquartiere wird genauer untersucht. Endlich, ist man geneigt zu sagen.
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