Schweizer Revue 5/2018

Schweizer Revue / September 2018 / Nr.5 20 ben, auch wenn er stolz ist auf das Votum seiner eigenen Gemeinde. Doch es ist klar: Die Projekte, die für das Nationalparkgebiet imLocar­ nese vorgesehen waren, lassen sich nun nicht verwirklichen. Fünf Millionen Frankenwären pro Jahr in denNationalpark geflossen. Nun kommt nichts. «Bei uns sind einige Projekte der Bürgergemeinde be­ troffen», sagt der Sindaco, der daran erinnert, dass alle Gemeinde­ präsidenten und Bürgergemeinden hinter dem Nationalparkprojekt im Locarnese standen. «Jetzt muss sich das Ganze erst einmal setzen, dann schauen wir weiter», so Tomamichel. Kommen nun Vorschläge und Impulse von den Nationalparkgegnern, wie der strukturschwa­ chen Region geholfen werden kann? «Ich glaube kaum», meint er. Hoffnung ist generell gestorben Mit dem Nein im Locarnese ist nicht nur einfach ein regionales Pro­ jekt gestorben, sondern generell die Hoffnung auf einen zweiten Gesellschaft Das Onsernone-Tal, hier mit Blick auf Russo, Comologno und die Isorno-Schlucht, das für den gescheiterten Parco Locarnese zentral gewesen wäre. Bild Keystone GERHARD LOB Etliche Kurven führen hinauf nach Bosco Gurin. Das abgelegene und schmucke Walser Dorf liegt auf 1500 Metern über Meer und ist da­ mit der höchstgelegene Ort im Kanton Tessin. Bosco Gurin war eine der beiden Gemeinden, die am 10. Juni 2018 in einer Volksabstim­ mung die Einrichtung eines neuenNationalparks befürworteten: 20 Ja und 17 Nein gab es. Auch das am Lago Maggiore gelegene Ascona stimmte zu. Doch sechs Gemeinden, die im neuen Nationalpark ge­ legen wären, sagten mehrheitlich Nein: Brissago, Losone, Ronco so­ pra Ascona, Centovalli, Onsernone und Terre di Pedemonte. Damit war das Nationalparkprojekt im Locarnese gestorben, einer Gegend, die sich an der Grenze zu Italien durch eine wilde und schwach besie­ delte Berglandschaft auszeichnet. ImHotelWalser amDorfeingang treffenwir Alberto Tomamichel, Landwirt undGemeindepräsident vonBoscoGurin. EinenMonat nach der Abstimmung ist ihmdie Enttäuschung noch ins Gesicht geschrie­ Der erfolglose Kampf für einen neuen Nationalpark Die grossen Naturräume der Schweiz sind unter Druck. Es bräuchte weitere Nationalpärke. Doch eben ist ein aussichtsreiches Projekt im Tessin gescheitert. Damit schwinden die Aussichten, dass die Schweiz in absehbarer Zeit überhaupt einen weiteren Nationalpark erhalten wird.

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