Schweizer Revue 5/2018

Schweizer Revue / September 2018 / Nr.5 6 Schwerpunkt Dieses Projekt in der Genfer Gemeinde Chêne-Bougeries gilt als vorbildlich, die Holzfassaden erinnern an ländliche Architektur. STÉPHANE HERZOG Die Grundidee lautet: Wir bauen pri- mär in Städten und Agglomerationen, wir verkleinern zu gross bemessene Bauzonen – und wir bremsen damit die Zersiedelung, zumal in der Schweiz immer noch 1,2 m² Landwirt- schaftsland pro Sekunde vernichtet werden. Diese Grundidee haben die Schweizer mit ihrem Ja zum neuen Raumplanungsgesetz (RPG) akzep- tiert. ImMai 2014 ist es in Kraft getre- ten. In der Schweiz, wo die strikte Trennung von landwirtschaftlichen Flächen und Baugebieten erst Ende der Sechzigerjahre per Gesetz einge- Dichter besiedelte Städte – noch sind die Vorbehalte gross Das neue Raumplanungsgesetz der Schweiz zwingt die Gemeinden, die Zersiedelung zu bremsen und Bauland besser zu nutzen. Bei der Umsetzung gibt es aber regelmässig Widerstand. führt wurde, ist das neue RPG ein wirksames Instrument gegen den un- kontrollierten Bodenverschleiss. Das RPG brachte ein fünfjähriges Moratorium mit sich, das es den Ge- meindenuntersagt, neue Bauzonen zu errichten, sofern sie nich als Ausgleich anderswo zusätzliche landwirtschaft- liche Flächen sichern. «Die Kantone sind verpflichtet, demBund innerhalb dieser Frist einen Masterplan vorzu- legen – und das zeigt Wirkung», sagt Christa Perregaux DuPasquier, Vize- direktorin der Schweizerischen Ver- einigung für Landesplanung (VLP-AS- PAN), heute EspaceSuisse genannt. Zwischen 1985 und 2009 wuchsen die Wohn- und Infrastrukturflächen um 23,4 Prozent. Von diesem Prozess waren vor allem die Innenstädte und deren Umland betroffen. Ist die Schweiz heute also sehr dicht besie- delt? «Schwierige Frage», sagt Jérôme Chenal, Stadtplaner und Architekt, der die Communauté d ’ études pour l ’ aménagement du territoire (CEAT) an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) leitet. Er ist der Ansicht, dass in den erwähnten Gebieten die Dichte grundsätzlich ak- zeptabel ist. Chenal findet, in der Schweiz sei – insbesondere in Städten

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