Schweizer Revue 6/2018

Schweizer Revue / November 2018 / Nr.6 31 Gleich zwei Rücktritte im Bundesrat Der 5. Dezember 2018 verspricht Hochspannung unter der Bundeshauskuppel: Die Vereinigte Bundesversammlung wird gleich zwei neue Bundesrätinnen oder Bundesräte wählen, denn imSeptember haben BundesrätinDoris Leut- hard (CVP) und Bundesrat Johann Schneider-Ammann (FDP) ihren seit einiger Zeit erwarteten Rücktritt auf Ende Jahr bekanntgegeben. Leuthard ist seit 2006 im Amt und leitete bis 2010 das Volkswirtschaftsdepartement, danach das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kom- munikation. Schneider-Ammann war seit seiner Wahl in den Bundesrat Wirtschaftsminister und Vorsteher des Departements fürWirtschaft, Bildung und Forschung, das frühere Volkswirtschaftsdepartement. (JM) Kinderarzt Beatocello gestorben Am 9. September 2018 ist Beat Richner 71-jährig gestorben, der wohl bekannteste Schweizer Kinderarzt. 1974/1975 arbeitete Richner in Kambodscha, musste das Land aber nach der Offensive der Roten Khmer verlassen und kehrte zurück nach Zürich. 1991 wurde er von König Sihanouk an- gefragt, das vom Pol-Pot-Regime zerstörte Kantha-Bopha­ Kinderspital in der Hauptstadt Phnom Penh wiederaufzu- bauen. Bis 2007 kamen vier weitere Kliniken dazu. Heute versorgen die fünf Spitäler kostenlos über 80 Prozent der kranken Kinder des Landes. Finanziert werden sie durch die Eidgenossenschaft, den kambodschanischen Staat und private Spender. Richner hat sich als Cello spielender Musikclown – Beatocello – immer auch selbst als Geldein- treiber betätigt. (JM) Aussergewöhnlich viele tödliche Bergunfälle Der andauernd sonnige Sommer hat 2018 besonders viele Wanderer und Alpinisten in die Schweizer Berge gelockt – was auch zu aussergewöhnlich vielen Bergunfällen geführt hat. Allein im ersten Halbjahr verunglückten 80 Berggän- ger tödlich (erstes Halbjahr 2017: 38 Verunglückte). Allein am Matterhorn kamen in den ersten sechs Monaten zehn Personen ums Leben. Die meisten tödlichen Bergunfälle ereignen sich gemäss dem Schweizer Alpenclub (SAC) im Juli und August. Deshalb rechnet der SAC für das laufende Jahr mit einemRekord in der Bergnotfallstatistik. (JM) Burkaverbot auch in St. Gallen Im Kanton Tessin gilt seit 2016 ein Verhüllungsverbot im öffentlichen Raum. Als zweiter Kanton hat nun St. Gallen per Volksabstimmung imSeptember 2018 ein Burkaverbot eingeführt. Dabei sind Bussen zwischen 100 und 200 Fran- ken vorgesehen. In St. Gallen gilt das Verbot nur dann, wenn die öffentliche Sicherheit oder der religiöse oder gesellschaft­ liche Frieden gefährdet ist. Die Polizei hat damit grossen Ermessensspielraum. (JM) Nachrichten afrikanischer und südamerikanischer Art. Damit stiessen Lorenz Häberli und sein Kompagnon Luc Oggier immer weiter ins Radio- Pop-Universum vor. Und zündeten dort dann diesen Frühling ihre Ohrwurmbombe: «079» brach alle Bestmarken der Schweizer Hit­ parade. Der Pop ist ein launisches Geschäft. Doch derzeit können Häberli &Oggier von Lo&Leduc leben. «Sehr gut sogar», sagt Häberli. ImBüro verdient er mit seinem 70-Prozent-Pensum rund viertausend Fran- ken monatlich. «Das reicht für alles, was ich alleine brauche.» Drei­ einhalb fixe Tage also imBüro, der Rest gehört derMusik, undwas sie abwirft, kommt obendrauf. Reichwerde er so nicht. «Aber es rentiert. Und das ist ein Privileg.» Fragt sich nur, wozu Lorenz Häberli seinen Bürojob eigentlich noch braucht. Er ist jetzt 32. Aber er will nicht mit 50 noch auf Festi- valbühnen stehenmüssen, obwohl er dann vielleicht einen bösenRü- cken hat. Oder keine Ideen mehr für neue Songs. «Luc und ich haben vor Jahren schon entschieden, dass wir neben der Musik immer auch etwas anderes machen wollen.» Dazu kommt die Ordnung, die das Büro in ein Musikerleben bringt. «Wenn schon ein guter Teil der Woche strukturiert ist, dann kann ich auch die übrige Zeit leichter strukturieren.» Das ergibt jene Routine und jene Konzentration, die Häberli braucht, um seine Songs zu schreiben. Und schliesslich: Es geht um den gleichen Stoff, ob er nun Pop macht oder PR – um Spra- che. Also darum, «warum ich was wie sage». Musik, sagt Häberli, in- teressiere ihn vor allem als Möglichkeit, mit der Sprache zu arbeiten. Es soll ja Leute geben, denen sich «079» noch immer nicht in den Gehörgang graben konnte. Abermanmuss den Song nichtmögen, um zumerken, wie raffiniert hier eine Geschichte erzählt wird. Verknallt sich also einer in eine Stimme amAuskunftstelefon und gerät amEnde telefonierend unters Tram – keine dreieinhalb Minuten, aber ein ganzes Drama. Und dabei, so die «NZZ»: «Jede Zeile ein Aphorismus.» Das Album «Update 4.0» mit dem Song «079» kann gratis heruntergeladen werden: http://lo-leduc.ch/

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx