Schweizer Revue 2/2019
Schweizer Revue / März 2019 / Nr.2 11 den Comic als «eine hohe Kunst, die ihre Reife erreicht hat». «Die Autoren setzen sich mit allen möglichen The- men auseinander und entfernen sich dabei mitunter sehr weit vom klas- sischen franko-belgischen Comic im Stil von Spirou oder Lucky Luke», ver- teidigt er seine Meinung. «Es handelt sichhier umdas einzige künstlerische Medium, das die Schweiz jemals her- vorgebracht hat», ergänzt Dominique Radrizzani, Direktor des Lausanner Comic-Festivals BDFIL. Genf erweist der Disziplinmit einem Ibis-Hotel die Ehre, das Töpffer und seinen örtlichen Nachfolgern gewidmet ist (siehe nach folgende Seite) Von beiden Ufern der Saane aus exportieren Autorinnen und Autoren ihreWerke ins Ausland. Amzahlreich sten sinddabei dieRomandsmitDerib, Cosey, Buche, Bertschy, Tirabosco, Pee- ters und Wazem. Die Deutschschwei zerinnen und Deutschschweizer, ge wissermassenNachfolger der zeitlosen Tradition Wilhelm Buschs, des Schöp fers von «Max und Moritz», zählen einige der grössten Autorinnen und Autoren zu sich – allen voran Thomas Ott und Anna Sommer. Woher also stammt die von Zep erwähnte Ängst- lichkeit? «Der Comic wird oft als Unterhaltungskunst oder Industrie- produkt betrachtet», fasst PhilippeDu- vanel, LeiterdesFestivalsDelémont’BD, zusammen. Aucher begab sichvor vier Jahren mit einer jurassischen Delega- tionnachBern, umfür einenSchweizer Comic-Preis zu kämpfen. Er weist je- doch darauf hin, dass Bundesrat Alain Berset, der das BAKbeaufsichtigt, diese Kunstform schätze. «Es besteht zwei- fellos ein Problemmit dem Anspruch des Comic auf staatliche Förderung, obwohl dies bei anderen Disziplinen, etwa dem Theater, nicht der Fall ist», fügt er mit Bedauern hinzu. Einen Comic zu zeichnen braucht wenig Material, aber viel Zeit Es braucht zwar nicht viel Material, um einen Comic zu zeichnen, «aber enorm viel Zeit», erklärt Zep. Der Zeichner führt an, dass die Zukunft der Autorinnen undAutoren unsicher ist, denn während die Anzahl der Veröffentlichungen explodiert, wer- den die Auflagen immer kleiner. Er spricht sich für ein System der Un- «Der Comic ist im Erwachsenenalter angekommen», sagt Tom Tirabosco, Mit begründer der ersten, 2017 in Genf gegründe ten höheren Schweizer Schule für Comic-Kunst und Illustration. Foto Jérémy Lavave (DR) Auszug aus «Das Unbekannte» von Anna Sommer, erschienen 2018 bei Edition Moderne. Alex Baladis «Robinson suisse» erscheint demnächst bei Atrabile. Ein Buch Isabelle de Monto lieus und ein Roman des Pfarrers Johann David Wyss haben den Zeichner inspiriert.
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