Schweizer Revue 3/2019
Schweizer Revue / Mai 2019 / Nr.3 «smartspider»: Beispiel zweier Jungpolitikerinnen Die «smartspider» der Jungen SVP des Kantons Bern und der Jungen Grünen des Kantons Zürich zum Zeitpunkt der Eidgenössischen Wahlen 2015 Die smartspider-Grafiken von smartvote werden anhand von acht politischen Zielen er- stellt. Ein Wert von «100» steht für eine starke Zustimmung, ein Wert von «0» für eine Ablehnung der Ziele. Im Jahr 2015 zeigte der smartspider der Jungen Grünen (ZH) hohe Werte bei Umweltfragen, aber auch in Bezug auf eine liberale Gesellschaft. Bei der Jungen SVP (BE) waren die Werte beim Thema «Ordnung und Sicherheit» besonders hoch. Dies drückt aus, dass die Partei sich für strenge Gesetze sowie eine starke Polizei und Armee einsetzt und dass sie Werte wie Ordnung und Disziplin vertritt. Die smartspider werden nicht nur für Parteien, sondern auch für einzelne Kandidaten erstellt. Videos und Spinnennetze als Wahlhilfen Die Politik verständlicher zu machen und die Stimmbeteiligung för- dern – so lautet das Ziel der beidenAngebote Easyvote und Smartvote. Ersteres wird vomDachverband Schweizer Jugendparlamente getra- gen und bietet vereinfachte Inhalte als Alternative zu den offiziellen Broschüren und Videos. Laut Easyvote erwiesen sich Videoclips als das leichtverständlichste Anschauungsmaterial, wobei die eigenen als noch zugänglicher empfunden würden als die offiziellen des Bun- des. Smartvote wiederum weist darauf hin, dass bei Testanwendun- gen ihres Angebots am Abstimmungswochenende vom 24. Septem- ber 2017 in einer Tessiner Gemeinde die Wahlbeteiligung der 18- bis 25-Jährigen markant höher ausgefallen sei. «Indem man junge Men- schen ans Abstimmen heranführt, erhöht man die Chance, dass sie erneut abstimmen gehen», sagt dazu Lionel Marquis. Smartvote, 2003 durch einen Verein gegründet, funktioniert im Stil einer Dating-Website. Auf Basis eines Fragebogens, der durch die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten ausgefüllt wird, erhalten dieWählerinnen undWähler Vorschläge von Politikerinnen und Politikern, deren Antworten sich ambestenmit den eigenen Kri- terien decken. Das politische Profil der Kandidatinnen und Kandida- tenwird grafisch dargestellt (siehe nebenstehendes Beispiel). «Im Jahr 2011 wurde das Systemmitmehr als einerMillionAnfragen sehr rege verwendet», stellt Lionel Marquis fest. «Während der letztenWahlen im Jahr 2015 verwendeten 30%derWählerinnen undWähler das Pro- gramm, darunter einige, die andernfalls nicht wählen gegangen wä- ren», kommentiert Nenad Stojanovic. Smartvote: ein neutrales Produkt? Beeinflusst Smartvote das Stimmverhalten? Lionel Marquis verweist auf dieWahlen von 2011, die nach der Katastrophe in Fukushima statt- fanden. Damals legten die Grünliberalen stark zu: «Smartvote hatte diese noch unbekannte Partei sichtbar gemacht.» Wählerinnen und Wähler, dieWirtschaft- und Umweltthemen selber als wichtig erach- teten, erhielten in der Folge auch grünliberale Wahlvorschläge. Kann die Situation verbessert werden? In Genf bereitet Professor Nenad Stojanovic einen Test für November vor, der auf dem Modell von Oregon basiert. Dieser Prozess wurde in einer Schweizer Ge- meinde mit 20 ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern lanciert. Nach der Anhörung von Experten diskutiert die zusammengewürfelte Gruppe über eine konkrete Abstimmungsvorlage. Die Gruppe erstellt eine neutrale Präsentation über das Thema und eine Übersicht ihrer Ja- undNein-Argumente. «DiesesModell bietet eine Synthese, die von einer Gruppe gewöhnlicher Menschen erstellt wurde, die als näher bei den Menschen empfunden wird. Ausserdem stellt es eine echte Schule der Demokratie dar», sagt der Politologe. (SH) www.easyvote.ch www.smartvote.ch 11 A u s s e n p o l i t i k R e s t r i k t i v e O f f e n e F i n a n z p o l i t i k R e s t r i k t i v e W i r t s c h a f t s p o l i t i k L i b e r a l e S o z i a l s t a a t A u s g e b a u t e r M i g r a t i o n s p o l i t i k A u s g e b a u t e r U m w e l t s c h u t z L a w & O r d e r G e s e l l s c h a f t L i b e r a l e A u s s e n p o l i t i k R e s t r i k t i v e O f f e n e F i n a n z p o l i t i k R e s t r i k t i v e W i r t s c h a f t s p o l i t i k L i b e r a l e G e s e l l s c h a f t L i b e r a l e M i g r a t i o n s p o l i t i k A u s g e b a u t e r U m w e l t s c h u t z L a w & O r d e r S o z i a l s t a a t A u s g e b a u t e r
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