Schweizer Revue 3/2019
Schweizer Revue / Mai 2019 / Nr.3 12 Wirtschaft THEODORA PETER «Es ist nicht gänzlich auszuschliessen, dass menschenrechtswidrig produ- ziertes Gold in die Schweiz gelangt.» Dieses brisante Fazit zieht der Bundes- rat in einem letzten November publi- zierten Bericht über Goldhandel und Menschenrechte. In Erfüllung eines parlamentarischen Vorstosses sorgte die Regierung mit dem Goldbericht erstmals für etwas Transparenz in ei- ner sonst verschwiegenen Branche. Der Goldsektor spielt für die Schweiz eine wichtige Rolle: Hier fin- den sich 40 Prozent der weltweiten Raffineriekapazitäten. Vier der neun globalen Branchenführer sind in der Schweiz ansässig. Goldraffinerienwie Argor-Heraeus, Metalor, Pamp oder Valcambi bearbeiten importiertes Rohgold oder schmelzen bereits be- stehende Goldwaren um. Im Jahr 2017 wurden über 2400 Tonnen Gold im Wert von fast 70 Milliarden Franken zurWeiterverarbeitung indie Schweiz eingeführt, das entspricht rund 70 Prozent der weltweiten Goldproduk- tion. Das Rohgold stammt aus rund 90 Staaten – darunter auch aus Ent- wicklungsländern wie Burkina Faso, Ghana und Mali, die stark vom Gold export abhängig sind. Prekäre Bedingungen in Kleinminen Weltweit wird rund 80 Prozent des Rohgoldes in industriellen Minen ab- gebaut. 15 bis 20 Prozent stammt aus handwerklich betriebenen Kleinmi- nen, wo oft prekäre Arbeits- und Um- weltbedingungen herrschen. Doch bietet der KleinbergbauMillionen von Familien eine Existenz: Weltweit ar- beiten mehr als 15 Millionen Men- schen in solchen Kleinminen – davon 4,5 Millionen Frauen und 600000 Kinder. Sie sind besonders demRisiko von Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Zwar versuchen einige Länder wie Peru oder Äthiopien, den informellen Bergbausektor in gere- gelte Bahnen zu lenken, etwa mit der Erteilung von Schürflizenzen. Doch hapert es an der Umsetzung, oder es fehlt an der Kontrolle vor Ort. Kürzlich sorgte ein Fall von mut- masslich illegalem Goldhandel in Peru für Schlagzeilen. Die dortigen Zollbehörden konfiszierten im März 2018 fast 100 Kilogramm Gold der Exportfirma Minerales del Sur. Das Rohgold hätte an die Schweizer Raffi- nerie Metalor geliefert werden sollen. Der Fall liegt nun bei der peruani- schen Justiz. Minerales del Sur, das zu- weilen bis zu 900 Zulieferer hatte, steht gemäss Staatsanwaltschaft im Verdacht, das Gold bei illegalen Schür- fern bezogen zu haben. Ein Strafver- fahren wurde bislang nicht eröffnet. Metalor hat laut eigenenAngaben den Import von Gold aus Peru seit der Be- schlagnahmung gestoppt und betont, Gold ausschliesslich von registrierten und legal schürfendenMinen bezogen zu haben. Genaue Herkunft nicht eruierbar Laut dem Goldbericht des Bundes rates stammt das in der Schweiz ver- edelte Rohgold vorwiegend aus indus- triellen Minen. Doch eruieren lässt sich dies nicht im Detail. Die verfüg- baren Importstatistiken erlauben we- der eine eindeutige Bestimmung der Herkunft des Rohstoffes noch dessen Produktionsverfahren. Der Bundes Nicht alles Gold, was glänzt: Goldbranche auf dem Prüfstand Die Schweiz ist weltweit führend im Goldhandel. Doch das Rohgold, das in Schweizer Raffi- nerien veredelt wird, stammt mitunter aus zweifelhaften Minen. Nun wächst der Druck für mehr ethische Verantwortung in der gesamten Rohstoffbranche. Populäres «Goldvreneli» Das bekannteste Goldstück der Schweiz ist das «Goldvreneli». Die Münze mit dem Konterfei der Helvetia wurde in den Jahren 1887 bis 1949 geprägt. Das Gold für die Herstellung stammte damals aus europäischen Ländern. Insgesamt kamen 58,6 Millionen Münzen mit dem Nominal- wert von 20 Franken in den Umlauf. Dazu kamen 2,6 Millionen 10-Franken-Münzen und 5000 Stück mit einem Nominalwert von 100 Franken. Bis heute ist das «Goldvreneli» ein populäres Geschenk – und eine unkomplizierte Wertanlage. Die 20-Franken-Münze mit einem Goldanteil von 5,8 Gramm hat derzeit einen Marktwert von rund 270 Franken und kann in der Schweiz an jedem Bankschalter eingetauscht werden. Mehr Geld gibt es für seltene Jahrgänge: Für ein «Vreneli» aus dem Jahr 1926 werden gar bis 400 Franken gezahlt. Bei Sammlern begehrt sind auch die Prägungsjahre 1904–1906, die rund 300 Franken wert sind. Weshalb das «Goldvreneli» im Volks- mund so genannt wird, ist wahrscheinlich der jugendlichen Darstellung der Helvetia geschuldet. Ihr Konterfei mit dem eingeflochtenen Haarzopf erinnert eher an ein bäuerliches Mädchen als an eine gestandene Landesmutter. (TP)
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