Schweizer Revue 3/2019

Schweizer Revue / Mai 2019 / Nr.3 3 Wer Science-Fiction mag, kennt Jules Verne (1828– 1905). Der Wegbereiter dieser kühnen Literatur­ gattung beschrieb, was zu seiner Zeit niemand wirk- lich konnte. Er reiste in 80 Tagen um die Welt, drang zum Erdmittelpunkt vor, flog zum Mond. Er betrat den Mond – rein literarisch – im Jahr 1865, ein gutes Jahrhundert vor demUS-AstronautenNeil Armstrong. Jules Vernes Mondfahrer sahen die Erde mal in «aschfarbenem Licht», mal als «dunklen Flecken in einemMeer von Sonnen- strahlen». Da lag er falsch. Inzwischen ist aus dem aschfarbenen der blaue Planet geworden: Er ist blau, weil Menschen ihn von aussen sehen konnten. Weltraumforschung verändert also unseren Blick auf das, was ist. Daran erinnert die ersteMondlandung vor 50 Jahren, die in besonderem Mass auch ein Schweizer Ereignis war. Die Apollo-11-Astronautenwickelten auf dem Mond nämlich zuerst ein an der Universität Bern entworfenes Sonnenwind-Experiment ab. Erst dann rammten sie die amerikanische Flagge in den Erdtrabanten. Der Stellenwert der Schweizer Weltraumforschung ist seither anhal­ tend hoch. Dies zeichnet der Berner Journalist Dölf Barben imSchwerpunkt- beitrag dieses Hefts nach. Bern ist also nicht hinter dem Mond, sondern arbeitet weiter daran, unsere Sicht dessen, was ist, zu verändern. Sei es mit superscharfen Aufnahmen des Mars. Sei es mit der Suche nach Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems. Sieht man von den Weltraumvisiten des Waadtländers Claude Nicollier ab, ist die Schweiz über die Jahrzehnte ganz Weltraumforschernation ge­ blieben und keineWeltraumfahrernation geworden. Geforscht wird in erster Linie des weiten Horizonts wegens, – also wegen der Schönheit des Wissens und Lernens, des Verstehens und Begreifens. Das ist gerade heute die unab- dingbare Gegenposition zu jenen, die erdnahe Himmelskörper in zuneh­ mendem Mass als ausbeutbare Rohstoffquellen sehen. Und es ist erst recht eine Gegenposition zu den Grossmächten, die die Militarisierung des Welt- alls mit aller Kraft vorantreiben, wie die Anfang April grandios gescheiter- ten Genfer Weltraum-Abrüstungsgespräche zeigen. Die Bemerkung dazu aus Bern lautet:Weit nötigerwärs, ein paar der ganz grossen irdischen Probleme zu lösen. Und besser wärs wohl auch, bemannte Flüge auf den Mars den Science-Fiction-Autoren zu überlassen. Wie sagt es doch der Berner Physiker, der vor 50 Jahrenmitforschte: «DerMars ist soweit entfernt. Die meisten Leute wissen ja gar nicht, wo er am Himmel steht.» Warum also dorthin fliegen? MARC LETTAU, CHEFREDAKTOR Editorial 5 Briefkasten 6 Schwerpunkt Die erste Mondlandung war für die Berner Weltraumforschung ein grosser Schritt 10 Politik Kein Land befragt seine Bevölkerung so oft wie die Schweiz Die Schweizer Goldbranche ist auf dem Prüfstand 14 Sport Sportklettern wird olympisch und das lässt Petra Klingler träumen Nachrichten aus aller Welt 17 Literaturserie 18 Gesellschaft Vor dem landesweiten Frauenstreik: Welches sind die heutigen Forderungen? Der Zivildienst hat Erfolg: Jetzt will die Politik ihn unattraktiver machen 23 ASO-Informationen 25 news.admin.ch Die Zahl der Auslandschweizerinnen und -schweizer ist auf 760000 geklettert 28 Gesehen Der Dorffotograf liefert eine volkskundliche Langzeitstudie 30 Gelesen / Gehört 31 Herausgepickt / Nachrichten Inhalt Bern ist nicht hinter demMond Titelbild: Astronaut Buzz Aldrin stellt am 20. Juli 1969 auf dem Mond das Sonnensegel der Universität Bern auf. Foto Nasa/Keystone Herausgeberin der «Schweizer Revue», dem Informationsmagazin für die Fünfte Schweiz, ist die Auslandschweizer-Organisation (ASO).

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