Schweizer Revue 3/2019
Schweizer Revue / Mai 2019 / Nr.3 6 Schwerpunkt Jürg Meister (links) und Peter Bochsler mit ihrem «alten Bekannten» – dem Berner Sonnensegel – im fensterlosen Laborraum im Unter- geschoss der Universität Bern. Foto Adrian Moser DÖLF BARBEN Langsam schoben sich beim Start der Rakete die drei Buchstaben U – S – A an der Fernsehkamera vorbei. Und am 21. Juli 1969 pflanzten die Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond die amerikanische Flagge auf: Für die Vereinigten Staaten war das, was vor 50 Jahren geschah, Wer- bung allererster Güte. Kein Wunder, feiern sie die Erinnerung daran nun mit Pomp. Aber auch die Universität Bern feiert. Und das zuRecht: Das Phy- sikalische Institut steuerte ein Expe- riment an die Apollo-11-Mission bei. Gemessen am Gewicht der nahezu 3000 Tonnen schwerenRaketewar es winzig: Es wog bloss 454 Gramm, ein englisches Pfund. Aber es war das Ge- genteil von unbedeutend. Astronaut Buzz Aldrin stellte das Gerät aus Bern noch vor der amerikanischen Flagge auf: eine simple Folie, 30 Zentimeter breit, 140 Zentimeter lang, aufge- spannt an einemeinbeinigen Ständer. Sie fing Sonnenwind ein, also Teilchen wie Protonen und Elektronen, die von der Sonne kommen. Nach 77Minuten rollte Neil Armstrong die Foliewieder auf und versorgte sie in der Fähre. Das Stativ liess er liegen. Das Experiment war so erfolgreich, dass die amerika- nische Raumfahrtbehörde Nasa es bei vier weiterenMissionenwiederholte – mit immer längeren Expositionszei- ten. Den Berner Physikprofessor Jo- hannes Geiss, der das Segelmit seinem Team entwickelt hatte, machte es weltberühmt. Jürg Meister und Peter Bochsler waren damals in Bern am physikali- schen Institut tätig. Nun sind sie, 80- Das schöne Mondspielzeug aus Bern Vor 50 Jahren betrat erstmals ein Mensch den Mond. Das war auch ein grosser Schritt für die Universität Bern: Dank ihrem lunaren Sonnenwind-Experiment konnte letztlich ein Makel der Urknall-Theorie bereinigt werden.
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