Schweizer Revue 3/2019

Schweizer Revue / Mai 2019 / Nr.3 8 Schwerpunkt schung des Sonnenwindes. Spätere Instrumente auf Raumsonden bestä- tigten die Ergebnisse der Apollo-Ex- perimente. Bereinigte Urknall-Theorie Welche Erkenntnisse haben denn die Segel gebracht? Mit ihnen sei es erst- mals möglich gewesen, Sonnenwind kontrolliert einzufangen und im Labor zu untersuchen, sagt Bochsler. Direkt auf der Erde kann Sonnenwind nicht gemessen werden, weil ihr Magnetfeld und die Atmosphäre ihn ablenken und abhalten. Spuren von Sonnenwind liessen sich zuvor nur auf Meteoriten finden. Nur war da unklar, wie lange diese dem Sonnenwind aus- gesetzt waren, bevor sie auf die Erde fielen. Die Folien lieferten erstmals ge- nauere Informationen über die Zu- sammensetzung des Sonnenwinds – und botenÜberraschungen: So fanden die Forscher heraus, dass sich solarer Wasserstoff von irdischemund jenem Helvetisches Himmelspersonal – eine Auswahl: Der Luzerner Jesuit Johann Baptist Cysat (1586–1657) entdeckt neue Doppelsternsysteme; Jean-Philippe Loys de Cheseaux (1718–1751), Gelehrter aus Lausanne, dokumentiert zahlreiche Sternhaufen und Gasnebel; der Zürcher Rudolf Wolf (1816–1893) erkennt, dass der Zyklus der Sonnenfleckenaktivität mit dem des Erdmagnetfelds überein- stimmt; der in Bulgarien geborene Glarner Fritz Zwicky (1898–1974) verändert in den USA mit seinen Theorien über extragalaktische Stern- systeme die Astrophysik; Paul Wild (1925–2014) , Uni Bern, entdeckt über 90 Asteroiden und sieben Kometen; 1967 fliegt die von Hans Balsiger und Ernest Kopp entwickelte Rakete «Zenit» in den Weltraum; Johannes Geiss (*1926) entwickelt an der Universität Bern das Apollo-11-Sonnenwindexperiment (siehe Haupttext); 1995 entdecken Michel Mayor und Didier Queloz vom Observatoire de Genève beim Stern Helvetios (51 Pegasi) den ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems; 1992 fliegt Claude Nicollier (*1944) als Nasa-Astronaut erstmals ins All; Markus Griesser (*1949) entdeckt zehn Hauptgürtel-Asteroiden, 2002 den Kleinplaneten Helvetia; Kathrin Altwegg (*1951) wird im Zuge der Missionen Giotto und Rosetta zu einem Aushängeschild der schweizerischen Weltraumforschung. (MUL) von Meteoriten stark unterscheidet – in Bezug auf den Anteil des schweren Wasserstoffs Deuterium. Bochsler: «Plötzlich waren wir in der Lage, Un- stimmigkeiten in der Urknall-Theorie zu bereinigen. Es ging also durchaus um grosse Fragen.» Schub für Bern Das Sonnenwindsegel verlieh der Ber- ner und damit der Schweizer Welt- raumforschung gehörig Schub. Zu- nächst war es Professor Geiss, der seinen hohen Bekanntheitsgrad aus- zunützen verstand und sein Institut ausbaute. Damit legte er den Grund- stein für weitere Höhenflüge. Die Ber- ner Forscherinnen und Forscher be- teiligten sich in der Folge regelmässig an internationalen Projekten. Noch in frischer Erinnerung ist die Roset- ta-Sonde, die den Kometen Tschurju- mow-Gerassimenko – kurz Tschury – aufsuchte (siehe auch «Schweizer Revue» 1/2015). Sie hatte Berner Hoch- leistungsgeräte an Bord, welche die chemische Zusammensetzung des rätselhaften Himmelskörpers er- schnüffeln konnten und nebst ande- rem feststellten: Tschury stinkt nach Pferdemist. Exoplaneten im Visier Die Universität Bern gehört zu den weltweit führenden Hochschulen in der Weltraumforschung. Diese Aus- sage stammt von keinem Geringeren als Thomas Zurbuchen, demWissen- schaftsdirektor der Nasa. Den For- scherinnen und Forschern in Bern und in der Schweiz sei es gelungen, neue Gebiete zu entdecken, sie zu er- schliessen und darin eine wichtige Rolle zu spielen, sagt Zurbuchen der «Schweizer Revue» am Telefon und nennt als Beispiel die Erforschung von Exoplaneten, also von Planeten in an- deren Sonnensystemen. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wäre falsch gewesen, sagt er: «Wer weltweiten Er-

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