Schweizer Revue 4/2019

Schweizer Revue / Juli 2019 / Nr.4 24 Eine Auslandschweizerin im Medizinstudium in der Schweiz Educationsuisse berät junge Auslandschweizerinnen und -schweizer, die für ihre Ausbildung in die Schweiz kommen. Katia Steinfeld ist eine von ihnen. Sie berichtet über ihre Erfahrungen an der Universität Lausanne. «Ich bin schweizerischer und brasilianischer Herkunft und in Rio de Janeiro aufgewachsen. Dort habe ich mit dem Medizinstudium begon- nen. Auf der Suche nach Möglichkeiten, meine Ausbildung ausserhalb Brasiliens fortzusetzen, habe ich educationsuisse kontaktiert. Diese Or- ganisation informierte mich über das Medizin- studium in der Schweiz und hat mich bei mei- nemStipendiengesuch inmeinemHeimatkanton unterstützt. Die Universität Lausanne (UNIL) an- erkannte meine Studienzeit in Brasilien teil- weise an und somit konnte ich 2016 mein Stu- dium in der Schweiz weiterführen. Die ersten sechs Monate in der Schweiz waren schwierig. Ich musste mich erst an den Lebens- stil, das Klima und das Alleinsein gewöhnen. Auch machte ich mir Sorgen bezüglich der An- forderungen der Universität und meinen finan- ziellen Ressourcen. Jedoch haben mich die Qualität des Unter- richts und das Gefühl von Freiheit immer wie- der aufs Neue motiviert. Es machte mir Freude, die Kultur und das Land zu entdecken, das auch meines ist, und neue Beziehungen und starke Freundschaften aufzubauen, die mich stützten. Auchhabe ichmich inAktivitäten ausserhalb des Studiums engagiert, die mir am Herzen la- gen. Im Jahr 2017 nahm ich beispielsweise an ei- nem von der UNIL und der Clinton Foundation ausgeschriebenen Wettbewerb teil. Ich wurde ausgewählt, die Universität an der Clinton Glo- bal Initiative University in Boston (USA) zu ver- treten. Dank diesem Wettbewerb konnte ich mein Projekt Escolhares umsetzen. Mittlerweile ist daraus ein Verein geworden, der zwischen 2016 und 2019 bereits ophthalmologische Vor- sorgeuntersuchungen organisierenundmehr als 2000 Schüler in benachteiligten Stadtteilen von Rio de Janeiro mit Brillen versorgen konnte. Vor kurzem habe ich am «World’s Challenge Challenge»-WettbewerbderUNIL teilgenommen. Das Projekt meines Teams, EcoBlock in Burkina Faso, gewann die erste interne Auswahlphase. Auf akademischer Ebene überrascht mich immer wieder die grosse Vielfalt an Kursen und Praktika, welche die UNIL anbietet. Ich hatte die Gelegenheit, die Welt der Forschung zu ent­ decken. Dies insbesondere während meiner Masterarbeit auf demGebiet der grundlegenden Neurowissenschaften. Diese Erfahrungenhaben meine Zukunftspläne verändert, so dass ich nun ein Doktorat plane. Abschliessend kann ich sagen, dassmeinUm- zug in die Schweiz viel zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen hat. Ich habe meine Wurzeln wiederentdeckt und kann nun einen Teilmeiner Identität besser verstehen. Auchhabe ich an Selbstvertrauen gewonnen. Ich wurde selbstständiger, konnte Beziehungen aufbauen und neue Zukunftsperspektiven entwickeln. Dies alles, während ich eine ausgezeichnete me- dizinische Ausbildung absolvierte. Deshalb er- mutige ich andere jungeAuslandschweizerinnen und -schweizer, solcheGelegenheiten zunutzen.» Auf der Facebookseite von educationsuisse und auf www.educationsuisse.chwerden regel- mässig Erfahrungsberichte von jungen Aus- landschweizerinnen und -schweizern veröf- fentlicht. (RG) ASO-Informationen Die Zukunft im Visier Der Auslandschweizer-Kongress vom 16. bis 18. August 2019 in Montreux nimmt sich grossen Zukunftsfragen an, zusammen mit hochkarätigen Experten. Fürs Kernthema des Kongresses – der Zukunfts­ frage «Welche Welt für morgen» – konnte die Auslandschweizer-Organisation (ASO) namhaf- te Referentinnen und Referenten verpflichten. Dem ganz grossen Bild will sich in Montreux Francesco Pisano widmen: Der Direktor der Bibliothek der vereinten Nationen nimmt sich der Agenda 2030 an, also dem «Programm zur Sicherung der Zukunft des Planeten». Über das ebenfalls globale Zukunftsthema Klima- wandel wird derweil Martine Rebetez, die re- nommierte Professorin für angewandte Klima­ tologie der Universität Neuenburg, referieren. Welche Arbeitswelt für morgen? Auch das ist Teil der grossen Zukunftsfrage. Pierre-Yves Maillard, der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes wird sich ihr quasi als oberster Arbeitnehmervertreter der Schweiz annehmen. Ihm gegenüber steht in Montreux – nebst anderen – Cristina Gaggini, die Direkto- rin des Westschweizer Ablegers des Wirt- schaftsdachverbandes Economiesuisse. Wie sieht die Politik der Zukunft aus? Die Digi- talisierung wird sie prägen und vor allem her- ausfordern, was wiederum das Thema ist, das Matthias Stürmer bestens kennt. Er leitet die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern. Zudem wird die Politik der Zukunft womöglich weniger von den etablier- ten Parteien, sondern stärker von Think Tanks geprägt. Von dieser Vision der jungen Genera- tion politisch Interessierter reden am Kon- gress Salomé Vogt (Think Tank Foraus) und Laura Zimmermann (Operation Libero). (ASO) educationsuisse, Ausbildung in der Schweiz, Alpenstrasse 26, 3006 Bern, Schweiz. Telefon: +41 31 356 61 04, info@educationsuisse.ch, www.educationsuisse.ch Katia Steinfeld. Foto zvg Weitere Informationen zum Kongress: ogy.de/montreux2019 Anmeldeschluss ist der 26. Juli 2019.

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