Schweizer Revue 5/2019
Schweizer Revue / September 2019 / Nr.5 Wie der Mond die Fantasie beflügelt Der Fussabdruck im Mondstaub war gestochen scharf. Nicht das geringste Wölkchen verschleierte den klaren, kahlen, felsigen Mondhorizont. Der erste Schritt eines Menschen auf dem Mond vor fünfzig Jahren lieferte also Bilder eines sehr mächtigen und sehr toten Ge- steinsklumpens. Doch der grosse Schritt hat letztlich das Bild des Mondes nicht völlig verändert. Er ist auch heute, was er über die Jahrhunderte hinweg war: ein mildleuchtender Spiegel menschlicher Sehnsüchte und Befindlichkeit, ein Repräsentant der Nacht, des Dun- keln, des rational nicht Durchdringbaren. Gleichzeitig steht er stumm am Nachthimmel als Bote des Wunder- baren, Mystischen, Weiblichen. Wie sehr der Mond menschliche Sehnsüchte widerspiegelt und wie sehr er seit Jahrhunderten die künstlerische Fantasie beflügelt, zeigt die Ausstellung «Clair de lune» im Kunstmuseum Bern. Sie präsentiert Highlights aus der Grafischen Sammlung des Museums zum Thema Mond vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, sorgfältig kuratiert von Marianne Wackernagel. (MUL) Claude Sandoz Mister Sun and Missis Moon, Sonnentuch, 1973 Mischtechnik Gouache und Glimmer auf Stoff und Papier, 99 x 89 cm Markus Raetz Reflexion II, 1991 Heliogravur auf Vélin-Papier, 48,4 x 65,6 cm Meret Oppenheim Mondspiegelung in den Lagunen, 1977 Ölkreide auf grauem Papier 13 «Clair de lune», Kunstmuseum Bern, bis 20. Oktober 2019. www.kunstmuseumbern.ch
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