Schweizer Revue 5/2019

Schweizer Revue / September 2019 / Nr.5 17 Politik MARC LETTAU Vor Wahlen rücken die Sorgen und Hoffnungen der Wählerinnen und Wähler vermehrt in den Mittelpunkt der politischen Debatte. Die eidgenös- sischenWahlen vom20. Oktober 2019 sind da keine Ausnahme – und ein be- liebter Gradmesser für die Befindlich- keit der Nation ist der «Sorgenbarome- ter» desMeinungsforschungsinstituts GFS Bern. Dessen neuste Ausgabe zeigt: Die stimm- und wahlberechtig- ten Schweizerinnen und Schweizer sehen die vordringlichsten Probleme im Inland. Über Jahre war drohende Arbeits- losigkeit die grösste Sorge der Befrag- ten. Sie ist nun vom Sorgenthema Altersvorsorge verdrängt worden: Die unklare finanzielle Zukunft der AHV und die Kontroverse um die Er- höhung des Rentenalters erachteten 45% der Befragten als besorgniserre- gend (Vorjahr: 44%). Die von 41% ge- nannte Hauptsorge Nr. 2: Das immer teurer werdende Schweizer Gesund- heitswesen und die hohen Kranken- kassenprämien, die das Familienbud- get immer stärker belasten. Zum Vergleich: Im Vorjahr erwähnten nur 26% das Gesundheitswesen als eine ihrer Hauptsorgen.Wichtig geblieben sind in der Sorgenwahrnehmung die Migrations- und die Flüchtlingsfrage. Insgesamt orten die Forscher eine «Verschiebung der Sorgenwahrneh- mung hin zu innenpolitisch getriebe- nen Themen». In dieses Bild passt, dass nach demHitzesommer 2018 der Klimawandel und der Umweltschutz unter die fünf Hauptsorgen der Schweizerinnen und Schweizer aufge- rückt sind. Der Fokus aufs Innenpolitische bedeutet für die wählenden Ausland- schweizerinnen und -schweizer, dass zwar intensiv um ihre Stimme ge- worben wird, ihre Anliegen aber nicht unbedingt im Mittelpunkt ste- hen. Ablesbar ist das etwa amThema E-Voting: Innenpolitisch ist E-Voting auf Eis gelegt. Gleichwohl geben in der grossen Parteienumfrage der «Re- vue» (siehe Folgeseiten) sechs von sie- ben Parteien an, sie stünden dem E-Voting – zumindest für Ausland- schweizerinnen und -schweizer – po- sitiv gegenüber. Das heisst: DasWohl- wollen ist da, aber das Thema ist innenpolitisch blockiert. Gleichwohl sind Anstrengungen erkennbar, der Fünften Schweiz eine stärkere politische Stimme zu geben. In mehreren Kantonen portieren Par- teien – insbesondere die SP und die SVP – imAusland lebende Kandidatin- Die Wahlen und des Volkes Sorgen Die nahenden eidgenössischen Wahlen werden auch zu einem Werben um die Stimmen der Fünften Schweiz. Was die Umworbenen sehen sollten: Es sind eindeutig Inlandsthemen, die diesmal den Wahlkampf dominieren. Wen wählen, wenn man niemanden kennt? Selbst für viele, die nicht in der Ferne, sondern in der Schweiz leben, stellt sich die Frage: Wen soll ich wählen, wo ich doch keine Kandidierenden wirklich kenne? Ein Hilfsmittel, das Einblicke in die politische Haltung der Kandidatinnen und Kandidaten gibt, ist die Online-Plattform Smart- vote. Dank den Antworten der Kandidierenden auf eine Vielzahl von politischen Fragen, entstehen vergleichbare Profile. Besonders reizvoll: Als Wählerin und Wähler können die gleichen Fragen ebenfalls beantwortet werden. Damit wird es möglich, die eigene politische Haltung mit der Haltung der Kandidierenden direkt zu vergleichen. Je deckungsgleicher das eigene Smartvote-Ergeb- nis mit dem eines Kandidaten oder einer Kandida- tin ist, desto wahrscheinlicher liegt eine ähnliche politische Position vor. www.smartvote.ch nen und Kandidaten. Namen stehen immer auch für Themen: Mit der vor- aussichtlich hohen Zahl an Kandidie- renden aus der Fünften Schweiz fin- den deren Anliegen leichter Eingang in den Diskurs der Parteien. Das zu- mindest ist aus Sicht der Fünften Schweiz die positive Entwicklung im Wahljahr 2019. Kandidatinnen und Kandidaten aus der Fünften Schweiz finden Sie un- ter www.revue.ch Leer ist sie hier, die Wandelhalle im Bundeshaus: Am Wahltag wird entschieden, wer sie künftig belebt. Foto Keystone

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