Schweizer Revue 5/2019

Schweizer Revue / September 2019 / Nr.5 9 durchaus deutlich. Nach Angaben von Hotelleriesuissemachen Jahr für Jahr rund hundert Schweizer Hotels dicht. Vor allemenormgeschrumpfte Margen scheinen das Problem zu sein. Manchenorts fehlt es auch an Investoren für eine sanierungsbe­ dürftige touristische Infrastruktur. Klar ist: Muss ein Hotel oder eine Bahn schliessen, trifft dies eine Berg­ region wirtschaftlich stark. Politi­ sche Forderungen nach mehr staat­ licher Unterstützung liegen auf dem Tisch. Auf die weltweit wachsende Reisetätigkeit muss sich die Schweiz aber auch nach Einschätzung ihrer Touristiker vorbereiten. Um Belas­ tungsspitzen zu vermeiden und die Toleranz der Einheimischen nicht überzustrapazieren, setzt die Bran­ che auf eine Lenkung der Touristen­ ströme, auch zeitlich: Statt sich nur alsWinter- und Sommerdestination zu empfehlen, wird jetzt erstmals der Herbst als eigenständige Saison vermarktet. Die Fünfte Schweiz ist sehr reisefreudig Nicht alle, die die Schweiz besuchen, suchen das Neue. Etliche suchen das Alte. Oder an- ders gesagt: Sie besuchen ihre alte Heimat. Unter den Feriengästen sind nämlich Zehntau- sende von Auslandschweizerinnen und Aus- landschweizern, die reisenderweise ihre Bezie- hung zur Schweiz auffrischen. Exakte Zahlen fehlen, denn touristische Statistiken erfassen zwar das Herkunftsland der Gäste und fragen aber nicht nach ihrem Bezug zur Schweiz. Eine Umfrage der Auslandschweizer-Orga- nisation bei 35 000 Personen liefert aber klare Anhaltspunkte. 68 Prozent der Antwortenden gaben an, einmal oder mehrmals pro Jahr die Schweiz zu besuchen. Ein knappes Drittel sag- te, sogar dreimal oder häufiger in die Schweiz zu reisen. Ein Zehntel besucht die Schweiz mindestens fünfmal pro Jahr. Bei aktuell 760 000 Auslandschweizerinnen und -schwei- zern führt jede Extrapolation zum Schluss: Die Schweizerinnen und Schweizer aus der Ferne sind für ihre alte Heimat eine beeindruckend grosse Gästegruppe. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind die Urlauber aus der Fünften Schweiz durchaus ein ökonomischer Faktor. Während ausländische Touristen im Schnitt keine drei Nächte in der Schweiz verweilen (2017: Ø 2,1 Nächte), neh- men sich Urlauberinnen und Urlauber aus der Fünften Schweiz Zeit. Eine klare Mehrheit ist acht Tage oder länger auf Besuch, ein Viertel länger als zwei Wochen. Gehts um Souvenirs, verhalten sie sich «klassisch»: Sie kaufen als Mitbringsel primär Schokolade, Käse, Wein und Uhren. Nicht gar so stark ins Gewicht fal- len sie für die Hotellerie: Eine klare Mehrheit übernachtet bei Freunden und Angehörigen. Ein Motiv der Urlauberinnen und Urlauber aus der Fünften Schweiz sticht heraus: Nichts stärke die Bindung zur Schweiz besser als ein regelmässiger Besuch. Dies geht aus der Um- frage deutlich hervor. An zweiter Stelle steht punkto Bindung zur Schweiz übrigens die «Schweizer Revue». An dritter Stelle folgt die Möglichkeit zur politischen Partizipation, wo- bei anzumerken ist, dass die Erhebung erfolgte, bevor die elektronische Stimmabgabe in Frage gestellt wurde. MARC LETTAU Dank Instagram plötzlich weltbe- kannt: das kleine Gasthaus Aescher in den Appenzeller Alpen. Foto Keystone Das geschlossene Kurhaus Schwefel- bergbad (BE) illustriert die Kehr- seite des Booms: In Randregionen gehen 100 Hotels pro Jahr ein. Foto Danielle Liniger

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