Schweizer Revue 6/2019

Schweizer Revue / November 2019 / Nr.6 17 eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank von 2017 liefert Anhaltspunkte. Gefragt wurde damals nach den Gründen, warumSchweizerinnen und Schweizer zuhause – oder an einem anderen Ort – Bargeld auf Vorrat aufbe­ wahren. Sieben Prozent der Befragten sagten, sie machten dies aus Spargründen, beziehungsweise aus Angst vor Negativzinsen. Sehr hoch war der Anteil jener, die Bargeld in grösseren Mengen aufbewahrten, also nicht. Die Ver­ fasser der Umfrage folgerten daher, «dass das Tiefzinsum­ feld für private Haushalte kein wesentliches Motiv dafür zu sein scheint, Bargeld zuhause oder in Schliessfächern aufzubewahren». Seit der Publikation der Umfrage ist das Zinsniveau freilich weiter gesunken und die Bankspesen sind weiter gestiegen. «Viele können gar nicht sparen» Die Auslegeordnung lässt die Annahme zu, dass die Schwei­ zerinnen und Schweizer trotz Tiefstzinsen ihr Sparverhal­ ten bis jetzt nicht – noch nicht – wirklich geändert haben. Wissenschaftliche Untersuchungen untermauern diesen Zwischenbefund. So ergab eine Studie des Europäischen Zentrums fürWirtschaftsforschung über deutsche Sparer: Das Sparverhalten des Durchschnittsbürgers änderte sich aufgrund der tiefen Zinsen bis jetzt kaum. Karl Flubacher vom VZ Vermögenszentrum mahnt aber, der eigentliche Grund dafür sei womöglich ein ganz simpler: «Viele kön­ nen gar nicht sparen.» Die erwähnte Studie zeigt tatsäch­ lich, dass es sehr wohl eine Schicht gibt, die ihr Sparverhal­ ten durchaus anpasst und vermehrt aufWertpapiere setzt: vermögende, jüngere und risikobereite Männer (siehe Por­ trait links). Ein letztes Studienresultat verdeutlicht, wie sehr sich viele Sparerinnen und Sparer trotz den bisher weitgehend ausgebliebenen Verhaltensänderungen Sorgen machen: Würden in grossem Stil Negativzinsen auf Bankeinlagen eingeführt, würde mehr als ein Drittel der Befragten ihr Geld abheben.Was siemit all demBargeldmachenwürden, ist allerdings völlig offen. Sparsamkeit als Lebenshaltung Thomas Kovacs ist 23 Jahre alt – und hat un­ geachtet seines jungen Alters schon sehr viel über Geld und übers Sparen nachgedacht. Und: Er macht seine Erkenntnisse öffentlich. Kovacs betreibt nämlich den Finanzblog «Der Spar­ kojote» sowie einen gleichnamigen Youtube­ Kanal. Mit erst 17 Jahren eröffnete er zudem einen Online-Spielshop und sparte seither ein Vermögen von 182 000 Franken an. Der 23-Jäh­ rige investiert an der Börse, lebt von Einnah­ men aus seinem Spielshop, Blog und YouTube­ Kanal und gibt pro Monat maximal 2000 Franken aus. Teure Mode, teure Ferien, Essen im Restau­ rant, Ausgang: Auf all das verzichtet der arbeit­ same und disziplinierte Minimalist Thomas Kovacs bewusst, «denn all das trägt nicht zu meiner Lebensqualität bei». Alle seine Investi­ tionen und Finanzen legt er in seinem Blog und seinen Videos offen. Schlussendlich dreht sich bei Thomas Kovacs alles darum, finanzielle Freiheit zu erlangen und damit selbstbestimmt leben zu können: «Ich konzentriere mich in meinem Leben auf das, was wirklich wichtig ist. Sparen ist ein Nebeneffekt dieser Lebenshal­ tung.» In der Schule sei ihm vieles beigebracht worden, nur «das Wichtigste» nicht: «Der Umgang mit dem, was später dein Leben be­ stimmt: dem Geld». Dabei wäre dies, auch im Hinblick auf das Alter und angesichts der momentanen Zinssituation, eigentlich fast unverzichtbar, sagt Thomas Kovacs. Wie fest das Thema Sparen derzeit auch junge Men­ schen bewegt, zeigt sein Angebot: Seine Videos werden jeweils mehrere Tausend Mal ange­ klickt, vorab von 18-bis 30-jährigen Männern. (GUM) Der junge Zürcher Finanzblogger Thomas Kovacs lebt minimalistisch und spart exzessiv. Er will so maximale finanzielle Freiheit erlangen.

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