Schweizer Revue 6/2019

Schweizer Revue / November 2019 / Nr.6 19 Das hellerleuchtete AKW Mühleberg: Das grosse Lichterlöschen naht. Bild Keystone Aufgrund von Probebohrungen soll bis 2022 klar werden, welcher Standort definitiv in Frage kommt. Im Laufe des Bewilligungsver­ fahrenswird sich auch noch das Volk an der Urne äussern, schätzungs­ weise im Jahre 2031. Bereitstehen soll das schweizerische Endlager dann bis im Jahre 2060. Auch in anderen Ländern fehlt es an Endlagern für hochradio­ aktive Abfälle. In Olkiluoto in Finnland wird seit 2016 am weltweit ersten geologischen Tiefenlager gebaut. Es soll 2024 in Betrieb gehen. Frankreich plant ein Endlager imDepartement Meuse im Osten des Landes. Dort sollen die hochradioaktiven Abfälle aus den verbrauch­ ten Brennelementen der rund 60 französischen AKWdeponiert wer­ den. Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle existieren in Finn­ land, Schweden, Südkorea und Ungarn. Kein Revival der Atomkraft Mühleberg gehört weltweit zu fünf Atomkraftwerken, die innert Jahresfrist abgeschaltet wurden. Gleichzeitig gingen neunReaktoren ans Netz – davon sieben in China. Trotzdemwerdenweltweit immer weniger neue Anlagen gebaut, wie aus dem jüngsten Statusbericht der World Nuclear Industry hervorgeht. Befanden sich 2013 noch 68 Pro­ jekte im Bau, waren dies Mitte 2019 nur noch 46. Das ist laut Exper­ ten zu wenig, um die Kernenergie langfristig am Leben zu erhalten. Zwar fällt die CO 2 -Bilanz für die Atomkraft positiv aus. Als Mittel im Kampf gegen die Klimaerwärmung taugt sie aber gemäss den Exper­ ten wenig. Die Atomkraft ist nicht nur die teuerste Energievariante, sondern auch die langsamste: Der Bau eines neuen AKWdauert 5 bis 17 Jahre länger als das Errichten einer Solar- oder Windkraftanlage mit gleicher Leistung. GemässWeltklimarat sind jedoch die nächsten zehn Jahre ausschlaggebend dafür, ob die Ziele des Pariser Klima­ abkommens erreicht werden können. Beznau feiert 50 Jahre und läuft weiter Das älteste AKW der Schweiz steht in Beznau AG und geht Ende Jahr ins 51. Betriebs- jahr. Im Gegensatz zur BKW setzt die Beznau-Betreiberin Axpo weiterhin auf die Kern- kraft. Der im Aargau ansässige Stromkonzern will die zwei Reaktoren am Ufer der Aare noch zehn Jahre weiterbetreiben und hat dafür in den vergangenen Jahren 700 Millionen Franken in die Modernisierung investiert. Die Axpo rechnet vor, dass allein in Beznau rund 300 Millionen Tonnen an CO 2 -Emissionen eingespart wurden – im Vergleich mit den Emissionen eines Braunkohlekraftwerks. Nebst Beznau am Netz sind weiterhin die Atomkraftwerke Gösgen (1979) sowie das jüngste und leistungsstärkste AKW in Leibstadt, das 1984 ans Netz ging. Die Atomkraft macht rund einen Drittel der Strom- produktion in der Schweiz aus. (TP)

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