Schweizer Revue 6/2019
Schweizer Revue / November 2019 / Nr.6 9 in die Landesregierung. Bei bestimm- ten Themen könnte sich die erhöhte Frauenpräsenz trotzunterschiedlicher Parteizugehörigkeiten auch inhaltlich auswirken, sagt Zuber. So etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bei Massnahmen gegenWaffengewalt und bei der Umweltpolitik. «Helvetia ruft» macht nach den Wahlen weiter, denn: «Unser Ziel ist die paritätische Vertretung der Geschlechter in beiden Kammern.» (SWE) Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler vor den gravierenden Folgen der globalen Erwärmung. Aufgrund dieser Erkenntnisse verschärfte der Bundesrat kürzlich die Klimaziele. Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral sein, also unter dem Strich keine Treibhausgasemehr ausstossen. Noch vor denWahlen beschloss der Stände- rat ein CO 2 -Gesetz, das einen Benzin- preis-Aufschlag und eine Flugticket abgabe vorsieht. Bald zeigt sich, was der grüner gewordene Nationalrat da- mit anfängt, und ob das Volk denKurs mitträgt. «Die Chancen stehen gut, dass die Klimapolitik der Schweiz ehr- geiziger wird», sagt Seneviratne. Das bundesrätliche Ziel hält sie nicht für radikal, sondern für realistisch. Die Schweiz habe sich im Pariser Abkom- men verpflichtet, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, und sie sei ein hochentwickeltes Land. Um den Kli- maschutz sozialverträglich zu gestal- ten, seien Lenkungsabgaben ein pro- bates Mittel: «Die Beiträge können an die Bevölkerung zurückgegeben wer- den, beispielsweise durch eine Verbil- mung zu diesem Kurs gewertet wer- den.» Die Verluste der Sozialdemokra- ten liest Cottier als Hinweis an die linke Partei, zu ihrer traditionell eu- ropafreundlichen Haltung zurückzu- kehren. Darauf deute die Abwahl pro- minenter Gewerkschafter hin, die sich in jüngster Zeit gegen das Rahmenab- kommen gestellt hatten. Bewege sich die SP und übernehme die Führung, könne es zur gleichen, grossen «Koali- tion der Vernunft» kommen, die auch die Begrenzungsinitiative der SVP be- kämpfe, ist Cottier überzeugt. Nur so könnten die bilateralen Verträge bei- behalten und weiterentwickelt wer- Frauen, auch belegten sie chancenrei- chere Listenplätze als bei den letzten Wahlen. Dafür setzte sich «Helvetia ruft» bei tausend Parteisektionen im ganzen Land aktiv ein. Hunderte Kan- didatinnenwurdenmotiviert und im Wahlkampf begleitet. Helvetia rief und wurde gehört, die Zeit war offen- sichtlich reif. Darauf deuteten laut Zu- ber mehrere Faktoren hin, besonders der Frauenstreik vom Juni, an dem sichHunderttausende beteiligten. Zu- demwählte das Parlament vor einem Jahr zwei Frauenmit Glanzresultaten ligung der Krankenkassenprämien.» Dem neu zusammengesetzten Parla- ment empfiehlt die Forscherin, beson- ders den Bericht des Weltklimarats über die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad zu lesen. Dort sei ersicht- lich, welche Risiken sonst drohten. «Ich empfehle sogar zu diskutieren, ob die Schweiz nicht schon bis 2040 CO 2 neutral sein sollte», so Seneviratne. (SWE) den, was für die Wirtschaft und das ganze Landwichtig sei. «Auch die Aus- landschweizerinnen und -schweizer im EU-Raum sind auf Rechtssicher- heit angewiesen», fügt Cottier an. Der Europakenner fordert Bundesrat und Parlament auf, nicht nur innenpoliti- sche Aspekte zu gewichten. «Das geo- politische Umfeld hat sich verändert», sagt er. Die Schweiz werde in den kommenden Jahren viel stärker als bisher auf stabile Beziehungenmit der EU angewiesen sein. (SWE)
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