Schweizer Revue 1/2020

Schweizer Revue / Januar 2020 / Nr.1 31 Verstimmung zwischen Bern und Colombo In der sri-lankischenHauptstadt Colombo ist Ende Novem- ber eineMitarbeiterin der Schweizer Botschaft verschleppt und zur Herausgabe vertraulicher Informationen gedrängt worden. Die Schweizer Behörden verurteilten den Angriff als «sehr gravierend und nicht akzeptabel». Sri Lankas Regierung bestreitet die schweizerische Darstellung der Ereignisse. Beobachter vermuten, der Zwischenfall stehe womöglich in Zusammenhang mit der Flucht eines hohen sri-lankischen Beamten in die Schweiz. (MUL) Putzdienst im Weltall Die Schweiz steuert 542 Millionen Franken ans neue Fünf- jahresbudget der European Space Agency (ESA) bei. Damit festigt sie auch ihre Rolle in der Weltraumforschung. Die Schweiz ist bei einigen Programmen federführend, etwa bei derMissionmit demZiel,Weltraumschrott zu ortenund alte Satelliten kontrolliert zumAbsturz zu bringen. (MUL) Reformierte Kirche befürwortet «Ehe für alle» Die Delegierten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes haben sich im November deutlich dafür ausgesprochen, die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare zu unterstützen. Trotz des Entscheids sollen refor- mierte Pfarrerinnen und Pfarrer weiterhin frei entschei- den können, ob sie gleichgeschlechtliche Paare trauen wollen oder nicht. Der Grundsatzentscheid zugunsten der «Ehe für alle» fiel auch vor demHintergrund der parlamen- tarischen Initiative der Grünliberalen: Sie verlangt, alle rechtlich geregelten Lebensgemeinschaften für alle Paare zu öffnen – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Ori- entierung. (MUL) Windpark scheitert an Landschaftsschutz Im Kanton Graubünden entsteht kein grosser Park mit Windturbinen. Die Stimmberechtigten der Standortge- meinde Lugnez haben sich gegen den Plan gestellt, rund um den 2357 Meter hohen Berg Um Su 18 über 100 Meter hohe Windräder zu erstellen. Siemachten geltend, der Schutz der alpinen Landschaft sei höher zu gewichten als der Bau eines ökologisch an sich sinnvollenWindparks. (MUL) Flughafen Genf: Volk will Mitsprache Die Genfer und Genferinnen wollen die Zukunft des Flug- hafens Genf demokratisch steuern. Sie sagten an der Urne deutlich Ja zur Verankerung ihres Mitbestimmungsrechts in der Genfer Verfassung. Neu gilt, dass bei der Entwick- lung des Flughafens nicht nur wirtschaftliche Aspekte be- rücksichtigt werden, sondern gleichberechtigt auch der Umweltschutz und die Lebensqualität der Anwohnerinnen undAnwohner.Wirtschaftskreise opponierten heftig, aber erfolglos gegen die Änderung. (MUL) Martin Suter Weil dieses Jahr ein Schaltjahr ist, kann Martin Suter am 29. Februar wieder einmal Geburtstag feiern. Auch sonst hat er allen Grund, den Champagner zu entkorken. Der bald 72-jährige Zürcher ist der meist- verkaufte Schweizer Schriftsteller, seit über zwanzig Jahren und in- ternational. Mit dem Roman «Small World» gelang ihm 1997 der Durchbruch. Da war er Ende vierzig, ein Spätberufener. Weitere be- kannte Titel folgten, darunter «Die dunkle Seite des Mondes». Auch mit der Krimireihe um den dandyhaften Zürcher Ermittler Allmen reüssierte Suter. «Allmen und der Koi», der sechste Band, landete letz- ten Herbst direkt auf Platz eins der Bestsellerliste. Fast schon ein Stammplatz des Autors, dessen Werke mehrfach übersetzt und ver- filmt wurden. Bevor er das Bücherschreiben zum Beruf machte, war Suter ein erfolgreicher Werber. Aus dieser Zeit kennt er die Welt der Chefetagen, die er später inZeitungskolumnen so bissigwiewitzig zu entlarven wusste. Das Schreiben betreibt er äusserst diszipliniert, doch Geistesarbeiter Suter ist auch ein Genussmensch. Er mag den stilvollenAuftritt, schöneDinge, hatte einenZweitwohnsitz auf Ibiza, aktuell inMarrakesch. Als «Gegenentwurf zumdarbenden Künstler» bezeichnete ihn die «Süddeutsche Zeitung». Wie allen Autoren berei- tet ihm aber der Strukturwandel im Buchhandel Sorgen. Jetzt expe­ rimentiert Suter mit einem digitalen Modell. Auf seiner Website www.martin-suter.com kann man Lesestoff, Videos und Podcasts abonnieren, für sechs Franken oder fünf Euro imMonat. «Weniger als der Preis eines Latte macchiato», findet er. Auch seine Kolumne «Business Class» lebt online wieder auf. Globalisierte Schweizer Banker und andere Exponenten des gehobenenManagements liefern ihm immer noch reichlich Material dafür. SUSANNE WENGER Herausgepickt Nachrichten

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