Schweizer Revue 1/2020

Schweizer Revue / Januar 2020 / Nr.1 4 Briefkasten Wahlen 2019: Grün in allen Schattierungen prägt neu die Politik Einige meiner ebenfalls in Deutschland lebenden Bekannten sind – meiner Ansicht nach zu Recht – etwas neidisch auf das politische System der Schweiz. Warten wir ab, was die «neue» Politik erreicht. Ich bin sehr optimistisch – Frauen und jüngere Menschen bringen etwas anderes ein als viele alteingesessene Männer mit Pöstchen. Zum Frauenanteil: Er ist eine reine Freude! Kaum zu glau- ben, dass die Schweiz, einst Europas Schlusslicht in Sachen Frauenwahlrecht, nun fast Spitzenreiterin ist. Weiter so, Hel- vetia! ANDREA FRÖHLICH, BENNINGEN BEI STUTTGART, DEUTSCHLAND Ich bin glücklich über den neuenWahltrend und besonders über die Stärkung der grünen Seite. Hoffenwir, dass das E-Voting ange- nommenwird. Ich habe den Eindruck, dass globales Denken und Handeln, ohne dabei «das Nationale» zu vergessen, die Schweizer Aussenpolitik effizienter gestalten und besser auf die neuen Her- ausforderungen einstellenwürde. MIGUEL MÁRQUEZ DÍAZ, OSORNO, CHILE Ich habe die Wahlunterlagen zu spät erhalten. Etwa drei Wo- chen nach demTermin. Ich hoffe, wirwerden bald elektronisch wählen. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich gratuliere allen Frauen und jungenMenschen, die das Beste der Schweiz reprä- sentieren. CHRISTIANE JOHNSON, REDDING, CALIFORNIA, Warumspricht der Autor nicht von der tiefenWahlbeteiligung von nur 45,1 Prozent? Mehr Nichtwähler als Wähler: Das rela- tiviert die Resultate. Es erweckt auch den Eindruck, dass nebst Desinteresse, politischer Ohnmacht oder Genügsamkeit viel- leicht auch die Glaubwürdigkeit vieler Politikerinnen, Politi- ker und Parteien in Frage gestellt ist. Dies ist schade und auch gefährlich, dennman darf dieDemokratie nicht totalitären Be- wegungen jeglicher politischen Farbe überlassen, bloss weil diese tendenziell lauter Aufmerksamkeit einfordern als andere. Gute Politik braucht letztlich immer Konsens- und nicht Kon- frontationsfähigkeit. Das ist zwar weniger spektakulär, dafür aber viel effektiver fürs allgemeine Wohl. ERIC WEBER, THAILAND Als die Schweiz Arme und Unangepasste wegsperrte Begriffe wie «administrative Versor- gung» sind uns Schweizern durchaus bekannt. Aber wer nicht davon betrof- fen war, konnte sich irgendetwas dar- unter vorstellen. Der Bericht der Unab- hängigen Expertenkommission zeigt endlich das ganze Ausmass dieser unmenschlichen Praxis, und es läuft mir kalt den Rücken herunter, wenn ich das lese. Und dass die Gesetze erst 1981 geändert wurden, wohl eher unter Druck von aussen (Unvereinbarkeitmit der EuropäischenMen- schenrechtskonvention), zeigt, dass es selbst in den 1980er-Jah- ren nochwenig Unrechtsbewusstsein gab. Da hat es noch viele Mutige gebraucht, umdieses Unrechtssystemzu beenden und nun – Jahrzehnte später – wieder, um es demVergessen zu ent- reissen. Von diesen Menschen bin ich tief beeindruckt. OSKAR SCHMID, OTTOBRUNN, DEUTSCHLAND Danke für das Aufrollen der schändlichen Geschichte meines Landes. Rückblickend fühle ich mich zutiefst abgestossen, an- erkenne aber auch den Mut derer, die uns in Bezug auf dieses Kapitel unserer Geschichte den wenig schmeichelhaften Spie- gel vorhalten. Ich verbleibe trotz allem in Verbundenheit mit dem Land, das mich hervorgebracht hat. LAURENT BÜRKI, GUIDEL, FRANKREICH Ich war überrascht und geschockt, davon zu erfahren. Ich konnte den Bericht nicht mehr beiseitelegen. Und das alles lief 25 Jahre lang vor meiner Nase ab, als ich noch in der Schweiz lebte. Niewurde darüber gesprochen, kein Thema für ein Tisch- gespräch. Wer wusste davon? Abscheulich und schändlich. ISABEL FUCHS, CONNECTICUT, USA Beim Lesen dieses Artikels lief es mir kalt den Rücken hinun- ter. Ich bin froh über das Erscheinen dieser «Revue». Mein idyl- lisches Bild der Schweiz hat einenKnacks bekommen – und ich war so stolz auf meine Einbürgerung… ISABELLE LESCURE-BELLAN, LISSABON, PORTUGAL Man darf noch immer stolz auf ein Land sein, das sich freiwil- ligmit den unangenehmen Seiten seiner Vergangenheit befasst und sie akzeptiert. DAVID GANI, LONDON, GB Als ich das Datum 1981 las, war ich sehr erschrocken. Dachte ich doch, dass diese Episode nach dem 2. Weltkrieg sein Ende fand und nicht noch so lange fortgeführt worden ist. Die Ver- antwortlichen dachten wohl, etwas Gutes zu tun für diese «weggestellten» Leute und die getrennten Familien. Doch das darf nicht als Entschuldigung gelten. ERNST RÜTIMANN, TRANG, THAILAND Die Schweiz aus Karton In ihrer letzten Ausgabe nahm sich die «Schweizer Revue» auch der 100-jährigen Geschichte der Schweizer Mo- dellbogen an. Danken möchten wir hier den zahlreichen Leserinnen und Lesern, die an unserer Verlosung von 20 Modellbogen teilgenommen haben! Die Gewinnerinnen und Gewinner sind informiert, die Bogen sind bereits per Post unterwegs – und wir wünschen Spass beim Bau der «Schweiz aus Karton». MARC LETTAU, CHEFREDAKTOR SANDRA KREBS, REDAKTIONSASSISTENTIN

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