Schweizer Revue 2/2020

Schweizer Revue / April 2020 / Nr.2 13 Die rote Politikerin im üppigen Grün ihres Gartens: In politischer Hinsicht sind für Simonetta Sommaruga beide Farben prägend. Archivfoto: Charly Hug Später wurde der Klimaschutz zum beherrschenden Thema im eidgenös­ sischen Wahljahr. Sommaruga, die notabene als Ständerätin schon 2006 den Bundesrat zum Handeln in der Klimapolitik aufgefordert hatte, wusste das geschickt zu nutzen: Bald lud sie junge Aktivistinnen und Akti­ visten zu sich ins Büro ein. Und im September, als Zehntausende in Bern für einen konsequenten Klimaschutz demonstrierten, lief die Umweltmi­ nisterin mit – auch als Wahlkämpfe­ rin für ihre Partei. Umgekrempelte Prioritätenliste Doch bei den Wahlen errangen dann die Grünen einen historischen Sieg, die SP musste Verluste hinnehmen. Deshalb sind nun die Erwartungen der Genossen an ihre Bundesrätin hoch: Sie soll das grüne Aushänge­ schild der Partei werden. Das dürfte sich auf die Führung des Departe­ ments auswirken: Leuthard, dieChrist­ lichdemokratin, legte ihr Augenmerk vorab auf die Infrastruktur; sie sorgte für die langfristige Finanzierung von Strasse und Bahn. Unter ihr wurde die zweite Röhre für den Gotthard­ Strassentunnel beschlossen. Das Bun­ desamt für Umwelt hingegen fristete eher ein Schattendasein, dasmeist nur imZusammenhangmitWolf und Bär in die Schlagzeilen geriet. Sommaruga hingegen profiliert sich jetzt schon viel stärker als Umweltministerin. In der Energie- undVerkehrspolitik geht es für sie nicht bloss um Infrastruk­ turen und Versorgungssicherheit, sondern mindestens so sehr um die Klimapolitik. Sie redet in der Land­ wirtschaftspolitik mit, beim Schutz des Trinkwassers, dem Einsatz von Pflanzen- und Insektengiften. Der Schutz der Artenvielfalt steht weit oben auf ihrer Prioritätenliste. Und so nutzt sie auch ihre Funktion als Bun­ despräsidentin in diesem Jahr. Am WEF in Davos richtete sie im Januar einen dramatischen Appell für mehr Klimaschutz an die Elite aus Wirt­ schaft, Politik undWissenschaft: «The world is on fire», rief Sommaruga in den Saal. Dazu zeigte sie einen Film über das Bienensterben und den Ver­ lust der Biodiversität. Kein Zweifel: Umweltministerin Sommaruga kämpftmit Überzeugung – damit die Wildbienen auch inZukunft summen. Nicht nur daheim in ihrem Garten. STEFAN BÜHLER IST INLANDSREDAKTOR DER «NZZ AM SONNTAG»

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