Schweizer Revue 2/2020
19 Schweizer Revue / April 2020 / Nr.2 sich zur Hälfte aus Lehrerinnen und Lehrern zusammen und umfasst 150 Personen der LAS, 100 der SHMS und 50 der Kumon. John Southworth, der Direktor der japanischen Schule, weist darauf hin, dass einige der Lehr- kräfte schon seit über 20 Jahren hier wohnen und arbeiten. Im Durch- schnitt bleiben sie elf Jahre. Einige sprechen fliessend Französisch, an- dere ausschliesslich Englisch, was «et- was schade ist», wie er einräumt. Als Engländer, der Japanisch und Franzö- sisch spricht, kamer 1994 in Leysin an. Er beschreibt sich scherzhaft als «mit der Kumon verheiratet». Sein Kollege, der Finanzdirektor Riki Okura, hat zwei Kinder, die die öffentliche Schule besuchen. Dies begünstigt den Kon- takt zudenEinheimischen, auchwenn dieser nicht mit dem in den USA ver- gleichbar ist, wo er jede Woche zu ei- ner Party eingeladen wurde: «Die Ein- heimischen leben ihr eigenes Leben, insbesondere, was die Familie angeht.» Patienten und ihre Nachkommen Einweiteres Stück des soziologischen Kuchens von Leysin entstand durch die Patienten und ihre Nachkommen. Erica André, eine Südafrikanerin, die 2001 nach Leysin kam, ist mit Marc- Henri André verheiratet, einemLeysi- ner, der selbst einer interkulturellen Ehe entstammt. Marc-Henris Vater kam hierher, um seine Tuberkulose behandeln zu lassen. «Die Anwesen- heit von Ausländern und gemischten holkonsum ist den Schülerinnen und Schülern der amerikanischen und der japanischen Schule verboten. Das Dorf, das über zwei Bäckereien und drei Supermärkte verfügt, hat keinen Nachtclub im Angebot. Derjenige der SHMS ist ihren 500 Schülerinnen und Schülernvorbehalten. Die zukünftigen Manager sind im imposanten Hotel Mont-Blanc untergebracht. Seine im Hinblick auf die Behandlung von Tu- berkulosepatienten nach Süden aus- gerichteten Balkone gehörten früher zu einemClub-Med-Hotel. «Wir haben hier 600 Betten für unsere Schülerin- nen und Schüler eingerichtet. Die Prä- senz der anderen Schulen und Leysins Weltoffenheit ermöglichen einen sol- chen Betrieb in einer derart kleinen Gemeinde», sagt Florent Rondez, CEO Swiss EducationGroup, der den Palast zurückgekauft hat. Differenzen zwischen dem oberen und dem unteren Dorf Christoph Ott ist sich der Unter- schiede zwischen dem oberen Dorf – Le Feydey –, wo seit Ende des 19. Jahr- hunderts die Kurhotels gebaut wur‑ den, und dem unteren Dorf, in dem 300 Menschen lebten, bewusst. Das war vor der Einweihung der Eisen- bahnlinie Vevey–Le Feydey um 1900. Heute verfügt der Kurort über vier Bahnhöfe, und das Eisenbahnnetz soll sogar noch ausgebaut werden. «Unsere Schule engagiert sich dafür, die Kluft zu überbrücken», sagt Ott. Der mit einer Polin verheiratete Doktor der Ökonomie, Mitglied des Gemeinde- rats, hat zum Beispiel seinen Schüle- rinnen und Schülern vorgeschlagen, den sechzig Asylsuchenden des Asyl- zentrums Leysin Englischunterricht zu erteilen. Und bei den Festivals, die der Kurort veranstaltet, helfen die jungen Leute der internationalen Schulen tatkräftig mit. Das Personal der Privatschulen bildet ebenfalls eine kleine, etwas ab- gesonderte Gemeinschaft. Sie setzt Lobt die Sicherheit im Ort: John Southworth, Kumon. Schätzt den Zugang zur Natur: Christoph Ott, LAS. Schickt seine Kinder in die Dorfschule: Virgilio Santos, SHMS. 57,7 % Ausländeranteil, ein nationaler Rekord Im Jahr 2017 waren 57,7% der 4032 Einwohner Leysins Ausländer. Der Schweizer Durchschnitt betrug laut Bundesamt für Statistik 25,1 %. Es war der nationale Rekord. Der Anteil fiel bis Ende 2018 auf 55 %. In jenem Jahr zählte die Gemeinde 100 Nationalitäten, darunter 446 Chinesen, 282 Franzosen, 215 Portugiesen, 162 Japaner und 135 Amerikaner.
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