Schweizer Revue 2/2020
Schweizer Revue / April 2020 / Nr.2 7 Dem Naturfotografen Peter A. Dettling ge- lang im August 2006 in der Surselva dieses Bild eines frei leben- den Wolfs, eines der ersten, das nicht aus einer Fotofalle stammt. zudengrösstenAttraktionen imRaub tierhaus – neben Luchs, Dachs und Fuchs. Das Basler Wolfsgehege wird inzwischen anders genutzt: Cleopatra und Cäsar, die letzten Mitglieder des alten Wolfsrudels, sind letzten Som mer durch Einschläfern von ihren Altersleiden erlöst worden. Während der Basler Zoo künftig ganz aufWölfe verzichtet, lässt sich das Wildtier in mehreren Schweizer Wildpärken be wundern. Zwischen Begeisterung und Abscheu In freier Wildbahn hingegen ist der scheue Wolf für den Menschen nur schwer zuGesicht zubekommen. Dem Naturfotografen Peter A. Dettling ge lang 2006 in der Surselva eines der erstenBilder eines frei lebendenWolfs in der Schweiz. Der heute 48-jährige Auslandschweizer lebt seit 2002mehr heitlich in Kanada und beobachtete dort während Jahren das soziale Ver halten von Wolfsfamilien im Banff Nationalpark. Als 2012 am Calanda Massiv die Existenz des ersten Schweizer Rudels nachgewiesen wurde, kehrte Dettling erneut nach Graubünden zurück, um die Entwick lung der Calanda-Wölfe zu dokumen tieren. DerWolfsbegeisterte setzt sich mit Vorträgen, Exkursionen und Büchern (siehe Kasten) für das «miss verstandene Wesen» des Wolfs ein. Dieser sei zu Unrecht während Jahr hunderten als blutrünstiger Jäger verunglimpftworden. Dabei gehe ver gessen, dass der Wolf als Stammvater des Hundes «unser ältester Verbünde ter ist, der wesentlich zur Entwick lung der Menschheit beigetragen hat» argumentiert Dettling. Wenig Begeisterung über den Rückkehrer herrscht hingegen bei Schafzüchtern und Nutztierhaltern, deren Tiere vonWölfen gerissen wur den. Seinem natürlichen Instinkt fol gend, reisst der Wolf Beute, wann im mer sich eine günstige Gelegenheit bietet – ein durchaus sinnvolles Ver halten in der Natur, wo der Jagderfolg nicht gesichert ist. Das führt aber auch dazu, dass flüchtende Schafe wieder holt den Tötungsinstinkt des Wolfs auslösen, was zu «Massakern» auf Schafweiden führte und fassungslose Bauern hinterliess. Seit viele Schaf züchter ihre Herden besser schützen, sind die Schäden geringer und die em pörten Rufe nach einer erneuten Aus rottung des Wolfs leiser geworden. Abschüsse bereits heute erlaubt Insgesamt rissenWölfe zwischen 1999 und 2018 rund 3700Nutztiere, wie aus einer Statistik von KORA hervorgeht. KORA, die Stiftung für Raubtieröko logie undWildtiermanagement, über wacht im Auftrag des Bundes die Ent wicklung der Raubtierpopulation und ihre Auswirkungen. Geschädigte Bau ern erhalten von Bund und Kantonen Geld für vomWolf gerisseneNutztiere. In Zukunft sollen Schäden aber nur noch bezahlt werden, wenn die Tier halter ihre Herden angemessen schüt zen: zum Beispiel mit elektrischen Zäunen und speziell ausgebildeten Hunden, welche die Schafherden auf den Alpen bewachen und gegen den Wolf verteidigen. Der Bund subventi oniert diese Herdenschutzmassnah men mit jährlich rund drei Millionen Franken. Zum behördlichen «Wolfs management» gehört auch, dass der Ein Herdenschutzhund der Rasse Maremmano Abruzzese bewacht Schafe auf einer Alp in Graubünden. Foto Peter A. Dettling, www.TerraMagica.ca
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