Schweizer Revue 3/2020

Schweizer Revue / Juni 2020 / Nr.3 19 logrammpro Kopf und Jahr. Er glaube nicht, dass Fleischersatzprodukte das konventionelle Fleisch verdrängen könnten, sagt Daniel Heine, Professor an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule: «Das Wachs- tum imFleischersatzsegment ist zwar enorm, das Volumen im Vergleich zum Umsatz der Fleischindustrie ist allerdings noch um ein Vielfaches kleiner.» Zwar ernähren sich rund 14 Pro- zent der Bevölkerung in der Schweiz fleischlos und diese Gruppe ist in den letzten Jahren stark gewachsen, wie eine Umfrage der Organisation Swiss- produkte von Tieren stammen. Zwar gehen die Autoren in der Studie von einem global insgesamt weiterhin wachsenden Fleischmarkt aus, aller- dings würden künftig neue Fleischal- ternativen, etwa aus pflanzlichen Stof- fen, zunehmend gewöhnliches Fleisch verdrängen. Landwirtin Franziska Duss und auch die beiden Biolandwirte Beat Koch und Beat Krummenacher, die sich auf ihrem Hof gerade dazugesel- len, sehen im wachsenden Markt der Fleischalternativen allerdings keine Konkurrenz zur Fleischproduktion. «Viele Konsumenten essen heute zwar weniger Fleisch als noch vor ein paar mentinnen und Konsumenten die «Swissness», sagt Daniel Heine. Etwa so, wie sie in den Dorfmetzgereien von Escholzmatt und Marbach ge- pflegt wird. Gerade bei Fleischalternativen fehlt diese «Swissness» vielfach. Oft stammen die pflanzlichen Rohstoffe nicht aus der Schweiz. Grundsätzlich wäre es aber möglich, in der Schweiz proteinreiche, pflanzliche Fleischal- ternativen herzustellen sowie die Rohstoffe hierfür auch in der Schweiz anzubauen, sagt Heine. Davon ist die Schweiz aber weit entfernt: Im Mo- ment deckt sieweniger als ein Prozent ihres auf jährlich 300000 Tonnen ge- Das hügelige Umland von Escholzmatt (LU) ist für den Ackerbau nicht sehr geeignet. Kühe haben an den steilen Hängen hin- gegen keine Mühe. Foto Danielle Liniger veg zeigt. Viel stärker werde aber jene Gruppe an Konsumentinnen und Konsumenten wachsen, die Fleisch selten, aber dann ganz bewusst kon- sumiere und nach ethischen und öko- logischen Überlegungen einkaufe, sagt Daniel Heine. Die Bedeutung der Nahrung Auf dem Hof der Familie Duss sitzen die Landwirte mittlerweile alle an einem langen Tisch. Familie Duss bietet Tee, Kaffee und selbstgemach- ten Kuchen an. «Die Nahrung hat heute generell mehr Bedeutung er- halten», sagt Franziska Duss. Sichtbar wird dies anhand des Einkaufsver­ haltens: Einwichtiges Kaufargument für Lebensmittel sei für viele Konsu- schätztenBedarfs an Sojaschrot selber ab, wie die Forschungsanstalt Agro­ scope darlegt. Über den Anbau von Soja oder an- deren proteinhaltigen Pflanzen den- ken die Escholzmatter Landwirte aber nicht nach. «Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass es immer Fleisch brauchen wird», sagt Franziska Duss. Und ihr Kollege Beat Koch ergänzt: «Wir Fleischproduzenten haben eine Zukunft, wenn wir auf das Tierwohl achten und soziale Verantwortung übernehmen.» Dann stehen die Landwirte auf: Es ist fast Abend und damit Zeit, um nach ihren Kühen und Rindern zu sehen. Jahren. Aber beimFleisch, welches sie essen, setzen sie auf Qualität», sagt Franziska Duss. Die grösste Konkur- renz sehen die Landwirte nicht in den Fleischalternativen, sondern in billig produziertem Fleisch aus der Ferne: «Es gibt viele Leute, die bereit sind, für Fleisch aus regionaler oder biologi- scher Produktion höhere Preise zu be- zahlen. Aber nicht alle können das. Deshalb ist für uns das deutlich güns- tigere Importfleisch die grösste Kon- kurrenz», sagt Beat Krummenacher. 14 Prozent Vegetarier und Veganer Der Fleischkonsum ist in der Schweiz relativ stabil: Er liegt gemäss Provi- ande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, bei 51 Ki- Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA200078)

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