Schweizer Revue 3/2020

Schweizer Revue / Juni 2020 / Nr.3 Das Klima in Bern gleicht sich bis 2050 demjenigen von Mailand an. Foto Keystone 6 Schwerpunkt THEODORA PETER Das Wasserspiel auf dem Berner Bun- desplatz erfreut an heissen Sommer- tagen Touristen und Einheimische gleichermassen. Vor den mächtigen Sandsteinfassaden von Bundeshaus und Nationalbank spielen Kinder ver- gnügt zwischen den 26 Fontänen, die jede für einen Kanton der Eidgenos- senschaft stehen. Klitschnass legen sich die Kleinen zumTrocknen bäuch- lings auf den aufgeheizten Steinboden. Auf Restaurantterrassen, amAareufer und an Glaceständen macht sich mediterranes Lebensgefühl breit. Tat- sächlich «wandern» die Städte der nördlichen Hemisphäre klimatisch kontinuierlich Richtung Süden. Dies zeigt eine Studie von Forschern der ETH Zürich, welche die zu erwarten- den Klimaveränderungen von welt- weit 520 Hauptstädten für die nächs- ten 30 Jahre analysiert haben. Dem- nachdürfte das Klima inBern imJahre 2050 demjenigen von Mailand heute gleichen. London verschiebt sich nach Barcelona, Stockholm nach Budapest und Madrid nach Marrakesch. In der Schweiz ist gemäss den neusten Klimaszenarien mit einem Anstieg der Sommertemperaturen um 0,9 bis 2,5GradCelsius zu rechnen. In der Folge nimmt die Zahl der Hitze- tage (ab 30 Grad Celsius) weiter zu, was vor allemdie Städte spüren, die zu veritablen Hitzeinseln werden. Schat- tenlose Häuserschluchten und asphal- tierte Plätze heizen die Luft stark auf. Nachts kühlt die Luft nur zögerlich ab, was für Tropennächte sorgt, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Bäume statt Klimaanlagen In der Schweiz ist die Walliser Kan- tonshauptstadt Sitten besonders von der zunehmenden Hitze betroffen: In keiner anderen Schweizer Stadt sind die Temperaturen in den letzten 20 Jahren stärker angestiegen. So klet- terte die Zahl der Hitzetage seit 1984 von 45 auf 70 Tage. Vor sechs Jahren lancierte der Walliser Hauptort das von der Eidgenossenschaft geförderte Pilotprojekt «AcclimataSion». Ziel ist es, Stadtplanung und Bauvorschriften Wenn die Städte ins Schwitzen geraten Der Klimawandel sorgt für zunehmende Hitzewellen. Das spüren vor allem die Städte, die im Sommer mehr Hitzetage und Tropennächte verzeichnen. Abkühlung bringen sollen mehr Vegetation, offene Wasserflächen und die Durchlüftung der Quartiere.

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