Schweizer Revue 4/2020

Schweizer Revue / Juli 2020 / Nr.4 17 ten rechnen. Davon profitieren in ers­ ter Linie die Bergregionen sowie das Tessin. Verlierer ist der Städtetou­ rismus. Der Ferienappell von Finanzminister Ueli Maurer Das eidgenössische Parlament greift der gebeutelten Branche mit einem Kredit von 40 Millionen Franken un­ ter die Arme. Mit dem Geld sollen Kampagnen finanziert werden, um die Nachfrage für Ferien hierzulande anzukurbeln. Der Bundesrat hatte für den Tourismus keine besondere finanzielleUnterstützung vorgesehen, rief die Schweizer Bevölkerung in der Corona-Krise aber zur Solidarität auf. «Macht Ferien inder Schweiz! Gebt das Geld hier aus!» predigte etwa Finanz­ minister Ueli Maurer (SVP). Ob dieser Appell fruchtet, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Denn auch die anderen europäischen Staaten buhlen intensiv um Ferien­ gäste. Seit dem 15. Juni sollten die Grenzen im Schengenraum wieder offen sein. Dadurch liebäugeln auch manche Schweizerinnen und Schwei­ zer wieder mit Strandferien amMeer. Umgekehrt hoffen die Hoteliers auf zusätzliche ausländische Gäste. Schweiz Tourismus wirbt derweil mit denurschweizerischen Tugenden von Sauberkeit und Sicherheit umdas Ver­ trauen in- und ausländischer Gäste. Dafür wurde das Label «Clean & Safe» lanciert. Damit wollen Hotels und Tourismusgewerbe der Kundschaft signalisieren, dass die Schweiz nicht nur Naturnähe, sondern auch Sicher­ heit und ein gutes Gesundheitssystem zu bieten hat. Das Label tragen dürfen Betriebe, die ein Schutzkonzept ge­ mäss den Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit umgesetzt haben. Preiskampf senkt Einnahmen Nebst demVertrauen spielen auch die Preise eine Rolle. Viele Destinationen locken mit Spezialangeboten. So buh­ len die Jungfraubahnen mit einem speziellen «Corona-Pass» um die Gunst der einheimischen Ausflügler. Trotz den erwarteten Einbussen geht Urs Kessler davon aus, «dass wir ge­ stärkt aus dieser Krise kommen wer­ den». 2021 werde zum Übergangsjahr, bevor 2022 eine Rückkehr zur Norma­ lität zu erwarten sei. Tourismus-Ex­ perten der Universität St. Gallen ge­ hen davon aus, dass es fast drei Jahre dauern wird, bis sich der internatio­ nale Reiseverkehr wieder erholt hat. Milliardenhilfe für Schweizer Luftfahrt Der Stillstand des Reiseverkehrs bringt viele Flug­ gesellschaften in finanzielle Nöte – auch die Schweizer Airlines Swiss und Edelweiss, deren Flugzeuge monatelang am Boden blieben. Die Schweiz unterstützt die heimische Luftfahrt in Form von Bürgschaften in der Höhe von insgesamt 1,875 Milliarden Franken. Davon fliessen rund 1,2 Milliarden als Bankdarlehen an Swiss und Edelweiss. 600 Millionen Franken gehen an flug­ nahe Betriebe für die Fracht- und Gepäckabwick­ lung, Unterhalt und Verpflegung. Die Staatshilfe ist verknüpft mit einem Verbot, dass die unter­ stützten Firmen Dividenden auszahlen dürfen. Auch sollen die Klimaziele berücksichtigt werden. Mit dem Geld sollen die Schweizer Airlines die Corona-Krise durchstehen und das Hochfahren des Betriebs sicherstellen. Swiss ist eine Tochter des Lufthansa-Konzerns. Die deutsche Regierung will Lufthansa ihrerseits mit einem Hilfspaket von neun Milliarden Euro stützen. (TP)

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