Schweizer Revue 5/2020

Schweizer Revue / September 2020 / Nr.5 11 e trem Schweiz dass wegen der Temperaturen auch dieMenschen von kaltemGemüt sind, obwohl die Kälte in Wirklichkeit ja nichts ändert undwir alle unserenGe- schäftennachgehen», sagt Jean-Daniel Oppliger, Inhaber des Hotels und Re- staurants Hôtel-de-Ville. Er ist Mitin- itiator der «Fête du Froid», die erstmals 2012 stattfand, als eine eisige Bise durchs Tal fegte. Wärmere Winter – und Sommer mit 30 °C Die Kälte, die denAtem in der Nase ge- frieren lässt, ist in La Brévine zu einem Marketingfaktor geworden. «Bis zu 5000 Besucher aus der Schweiz und aus Frankreich kamen nach La Bré- vine, umdie Kälte zu feiern», freut sich der Präsident, der für die Renovierung und Umgestaltung des Hotel-Restau- rants Hôtel-de-Ville verantwortlich zeichnete. Es ist Eigentum der Ge- meinde und lädt mit 27 Betten Touris- ten zur Übernachtung ein. Imgrossen Saal auf der Rückseite finden Gemein- deveranstaltungen statt. La Brévine und seine 630 Einwohnerinnen und Einwohner sind wirtschaftlich recht gut gestellt. «Die Finanzen sind ausge- glichen», sagt Jean-Maurice Gasser. Dennoch würde er sich freuen, wenn mehr Menschen in die Gemeinde zö- gen, denn die Einwohnerzahl sinke. Pascal Schneider, Inhaber von Siberia Sports, bessert sein Einkom- men im Sommer als Schreiner auf. Er ist auf Schnee angewiesen, um sein Sportgeschäft am Laufen zu halten. Ihm ist bewusst, dass die Jahre mit idealen Schneebedingungen für Lang­ lauf und Schneeschuhwandern der Vergangenheit angehören: «Im letzten Winter hat es so gut wie gar nicht geschneit. Die Leute konnten nur drei- oder viermal langlaufen. Von den 163 km Loipen, die wir hier im Tal normalerweise anbieten, konnten nur 30 km gespurt werden.» Während sei- nes bisherigen Lebens haben sich die Temperaturen im schweizerischen Klein-Sibirienvollkommenverändert: «Als ich ein Kindwar, schwankten die Temperaturen häufig drei Wochen lang zwischen -15 und -30 °C. Heute haben wir manchmal an einem Mor- La Brévine, das «Sibi- rien der Schweiz», ist auch im Sommer ein frischer Ort. Aber Gemeindepräsident Jean-Maurice Gasser (links), die Landwirte Kevin und Grégory Hughenin (Mitte) so- wie Geneviève Kohler, die Präsidentin des Verschönerungsver- eins von La Brévine (rechts), haben sich bestens mit dem Klima arrangiert. Fotos Danielle Liniger Höher, weiter, schneller, schöner? Auf der Suche nach den etwas anderen Schweizer Rekorden. Heute: Die kälteste Schweizer Gemeinde.

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