Schweizer Revue 5/2020
Schweizer Revue / September 2020 / Nr.5 17 Kultur KATY ROMY * Geschlossene Kinos, unterbrochene Dreharbeiten, abgesagte Filmfesti- vals: Fast zwei Monate lang brachten die in der Schweiz verhängten Mass- nahmen zur Eindämmung der Coro- na-Pandemie die Filmindustrie zum Stillstand. In dieser Zeit nahm die Nutzung von Streaming- oder Video-on-De- mand-Diensten weltweit zu – bei Zu- schauern, die zu Hause Zeit totschla- gen wollten ebenso wie bei jenen, die ihrer Filmleidenschaft frönten. Der Filmkonsum erreichte neue Rekorde. Der Marktführer Netflix etwa ver- zeichnete das stärkste Wachstum sei- ner Geschichte. Auf den Plattformen der amerikanischen Marktgiganten sind kleinere Produktionen aus der Schweiz aber so gut wie unsichtbar. Auf lokalen Kinoportalen wie Ci- nefile, Filmingo oder Artfilmdagegen spielt das Schweizer Kino die Haupt- rolle. Auch sie verbuchten imZuge der Pandemie ein starkes Wachstum. Bei Filmingo vervierfachte sich die Zahl Streaming alleine wird den Schweizer Film nicht retten Während des Corona-Lockdowns verzeichneten Plattformen, die Schweizer Filmen einen besonderen Stellenwert einräumen, ein rasches Wachstum. Für die Rettung des Autorenfilms schweizerischer Prägung reicht das alleine aber nicht aus. EMPFEHLUNG Citoyen Nobel Stéphane Goël (CH, 2020). Der Film «Citoyen Nobel» kam eine Woche vor dem Lockdown in die Kinos. Er schildert, wie sich das Leben des Schweizer Wissenschaftlers Jacques Dubochet von einem Tag auf den anderen veränderte, nachdem ihm 2017 der Nobelpreis für Chemie verliehen wurde. Mehr z um Film: www.citoyenn obel. com Trailer: ogy.de/trailer-citoyen-nob el EMPFEHLUNG Platzspitzbaby Pierre Monnard (CH, 2020). «Platzspitzbaby» war der am besten laufende Schweizer Spiel- film, bevor die Kinos im März 2020 schliessen mussten. Im Zentrum: Das Leben eines Mädchens mit ihrer drogensüchtigen Mutter. Der Hintergrund: die Auflösung der offenen Drogenszene in Zürich in den 1990er-Jahren. Mehr zum Film: www.platzspitzbaby.ch Trailer: ogy.de/tr ailer-platzspitzbaby der Nutzer. Cinefile verzeichnete fünf- mal so viele Filmabrufewie imgesam- ten Jahr 2019, die kleine Plattform Artfilm, die sich ausschliesslich Pro- duktionen aus der Schweiz widmet, sogar zwanzig Mal so viele Besucher wie zu normalen Zeiten. Doch trotz dieses beträchtlichen Wachstums wird Streaming das Schweizer Film- schaffen nach Einschätzung von Bran- chenkennern nicht retten können. Das Kino bleibt für den Film wichtig Laurent Dutoit, Geschäftsführer der VertriebsgesellschaftAgora Films und Betreiber mehrerer unabhängiger Ki- nos inGenf, ist der Ansicht, dass durch die lokalen Portale «der Kontakt mit Einblick in die Schweizer Filmwelt Schweizer Filme entdecken, selbst wenn man im Ausland lebt: Das ermöglichen Schweizer Streaming Plattformen und Video-on-Demand-Anbieter. Sie erneuern ihr Angebot laufend. Die Redaktion präsentiert hier ihre aktuellen Filmtipps.
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