Schweizer Revue 5/2020

Schweizer Revue / September 2020 / Nr.5 18 den Kunden gepflegt und der kultu- relle Aspekt erhalten» werden konn- ten. «Doch verglichen mit den Zu- schauerzahlen, die uns in den Kinos verlorengegangen sind, ist der Anstieg der Nutzerzahlen vollkommen unbe- deutend», sagt er. Eine Woche vor dem Lockdown brachte Agora Films den Dokumen- tarfilm «Citoyen Nobel» heraus. Für dieDokumentation begleitete der aus Lausanne stammende Regisseur Stéphane Goël den Nobelpreisträger für Chemie des Jahres 2017, Jacques Dubochet. «Wir haben versucht, den Film nach der Aufhebung des Lock- downs wieder ins Programm zu neh- men, aber es war zu spät. Allein bei diesem Film haben wir 10000 Kino- besucher verloren. Das ist mehr als alle Abrufe von Schweizer Filmen auf Streaming-Plattformen in diesem Zeitraum zusammengenommen», erklärt Dutoit. Streaming lockt zwar immer mehr Zuschauer vor den Bildschirm, doch EMPFEHLUNG Das Fräulein Andrea Štaka (CH/DE, 2006) . Die Serbin Ruža suchte in die Schweiz das bessere Leben. Sie hat sich längst etabliert. Da taucht die junge Ana aus Sarajevo auf. Ein Drama um Eins amkeit und Entwurzel u ng entspann t sich. Streami ng: www.cinefile.ch oder www.artfilm.ch Trailer: ogy.de/trailer-frae ulein EMPFEHLUNG Moskau einfach! Micha Lewinsky (CH, 2020). Herbst 1989 – in Berlin fällt die Mauer, in der Schweiz überwacht die Polizei Tausende. Zu dumm, dass sich der brave Polizist Victor in die Schauspielerin ver- liebt, die er observieren müsste. Stream ing: www.kino-on-demand.ch Trailer: ogy.de/trailer-moskva EMPFEHLUNG Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes Nilkaus Hilber (CH, 2019). Der Schweizer Bruno Manser reist 1984 in den Dschungel von Borneo. Er setzt sich für das von der Abholzung massiv bedrohte Volk der Penan ein und sein Einsatz macht ihn zu einem der berühmtesten Umweltaktivisten seiner Zeit – und kostet ihn schliesslich alles. Streaming: www .cinefile.ch Trailer: ogy.de/tra iler-manse r Kultur der eigentliche Umsatzwirdweiter im Kino gemacht. Laurent Dutoit schätzt, dass ein Filmmehr als 50 Prozent sei- ner Einnahmen aus Vorführungen im Kino und höchstens 20 Prozent durch Streaming einspielt. «Auf den grossen Plattformen, die am besten funktio- nieren, haben wir es mit noch mehr Konkurrenz durch amerikanische Filme zu tun.» Am erfolgreichsten ist in der Schweiz nach wie vor der Video-on- Demand-Dienst Swisscom TV, der demgrösstenTelefonanbieter imLand gehört. «Die Leute schauen sich aber die Filme an, die auf der Startseite an- gezeigt werden, also die Filme mit dem grössten Umsatzpotenzial», be- merkt Laurent Dutoit. Schweizer Au- torenfilme sind dort nur selten zu fin- den. Dutoits Fazit ist eindeutig: «Alleine wird das Schweizer Film- schaffen diese Krise nicht bewältigen können. Zu seiner Rettung muss das Überleben der Kinos und unabhängi- gen Vertriebsgesellschaften gesichert werden.» Sich einen Film auf der grossen Lein- wand in einem gemütlichen Kino-

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