Schweizer Revue 6/2020
Schweizer Revue / November 2020 / Nr.6 19 nicht mehr erlaubt. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Über die bei- denVorgängerinnenDaums – die eine lebte 2009 bis 2014 inder Schlucht, die andere 2014 bis 2016 – wurde im In- und Ausland berichtet. Auch weil die Bürgergemeinde den Einsiedlerpos- ten öffentlich ausschrieb. Hotspot Einsiedelei Auf Nachfrage hin erklärt Bürgerge- meindepräsident SergioWyniger den Sinneswandel. Zu viel Öffentlichkeit soll vermiedenwerden, umdie Einsie- delei wieder als Ort der Stille und An- dacht zu bewahren. «Wir sagen nie- mandem, er dürfe nicht kommen», betont Wyniger. Aus Heimatgefühl mache die Bürgergemeinde die Ein siedelei der Bevölkerung weiterhin zugänglich. Sie wolle jedoch Verhal- tensregeln durchsetzen. Denn die Ein- siedelei sei immer mehr zumHotspot geworden. Dieses Jahr sei der Zustrom wegen Corona nochmals gewachsen: «Vielen war nicht bewusst, dass dies ein spiritueller Ort ist.» Die negativen Begleiterscheinun- gen: hemmungsloses Fotografieren, Lärm, Abfall. Drohnen kreisten über der Klause, um sie als Kulisse für Auf- nahmen zu nutzen. Das wurde sofort unterbunden. Der Rummel störe nicht nur jene, die zum Beten kämen, son- dern auchMenschen, die den Einsied- ler in persönlicher Not aufsuchten, sagtWyniger. Daums Vorgängerinnen wurde alles zu viel. Der jetzige Ein- siedler könnemit demSpannungsfeld umgehen, lobt seinArbeitgeber. Dabei hilftDaumwohl seine frühere Berufs erfahrung als Polizist. Wenn nötig greift er durch. Vor Weihnachten schickte er einmal einen Glühwein stand weg. Das sorgte für Ärger und einen Artikel in der Lokalpresse. «Ein bedrohtes Gut» «Man kann es nie allen recht machen», weiss Wyniger. Daum sei für die Men- schenda und verstehe es zugleich, sich abzugrenzen. Neu können Gruppen Die Einsiedelei St. Verena unweit von Solothurn: Zwei kleine Kapellen, die Klause und das Gärtchen des Ein- siedlers – alles ge- säumt von steilen Kalkfelsen. Archivbild Keystone (2009)
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