Schweizer Revue 6/2020
Schweizer Revue / November 2020 / Nr.6 39 Vom Cockpit in die Lokomotive Den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mangelt es an Lokomotivführern. Und die Fluggesellschaft Swiss kann angesichts des eingeschränkten Flugbetriebs ihre Piloten nicht auslasten und will Personal entlassen. Nun prüfen SBB und Swiss, ob Piloten auch als Lokführer eingesetzt werden könnten. Die Berufsverbände der Piloten und der Lokführer machen sich beide stark für diese Idee. (MUL) Sanktionen gegen Weissrussland Die offizielle Schweiz kritisiert seit dem zweifelhaften Wahlsieg von Staatschef Alexander Lukaschenko die Re- pressionen gegen Bürgerinnen und Bürger in Weissruss- land. Inzwischen erhöht die Schweiz mit Sanktionen den Druck auf die Regierung Belarus, wie Weissrussland auch genannt wird. Verhängt wurden insbesondere Finanz- und Reiserestriktionen gegen ehemalige und aktuelle Amts träger. In Belarus sind auch Schweizer Firmen tätig, etwa der Zughersteller Stadler Rail. (MUL) Radio und TV im Umbruch Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) steht unter Spardruck und will sich gleichzeitig stärker aufs jüngere Publikum ausrichten. Deshalb plant SRF nebst einem Stellenabbau eine Online-Offensive. Gleichzeitig sollen langjährige Radio- und TV-Sendungen abgesetzt werden. Die von SRF-Direktorin Nathalie Wappler angestrebte Modernisierung ist freilich stark umstritten: Weil das mit Konzessionsgeldern finanzierte SRF mit seiner Online Offensive private Medien unter Druck setzen würde, stos- sen die Pläne auf breiten politischenWiderstand. (MUL) Die Altersrente steigt leicht Weil die Löhne und Preise steigen, erhalten Rentnerinnen und Rentner ab 2021 leicht höhere Renten. Die Minimal- rente steigt um 10 auf 1195 Franken pro Monat, die Maxi- malrente um 20 auf 2390 Franken pro Monat. Erhöht wer- den auchdie Ergänzungsleistungen. Für dieseAnpassungen hat sich der Bundesrat im Oktober entschieden. Die jährli- chen Gesamtkosten für die Rentenanpassungen belaufen sich auf 441 Millionen Franken. (MUL) Bomben unter dem Bauerndorf Unter dem Bergdorf Mitholz (BE) liegen in eingestürzten Kavernen Tausende TonnenMunition. Die Armeewill nun die verschütteteMunition bergen, weil von ihr eine ernste Gefahr für die dort lebenden Menschen ausgehe. Die komplizierte Bergung der explosiven Materialien wird aber Mitholz für eine ganze Generation zum Geisterdorf machen: Es steht eine zehnjährige Evakuation an. Ein Swissinfo-Hintergrund zur Problematik (in Englisch): ogy.de/mitholz (MUL) Darius Rochebin Darius Rochebin, Starjournalist bei Radio Télévision Suisse (RTS), kündigte imSommer an, er verlasse nundie Schweiz inRichtung Paris. Nach 20 Jahren beim Téléjournal wagte sich der Genfer TV-Liebling also ins Haifischbecken der französischen Medienwelt. Seinen Ab- schied nahmen viele zum Anlass, sich bewundernd über diesen ele- ganten Herrn zu äussern, der auch dann nicht bösartig wirkt, wenn er ganz harte Fragen stellt. Er schafft diesmit Kampfeslust und gleich- zeitiger Sanftheit, einer Dosis Orient also: Darius hat iranische Wur- zeln. Das Westschweizer Publikum bedauerte seinen Wechsel nach Frankreich und beschuldigte RTS, Rochebin aus demSchweizer Äther vertrieben zu haben. Er selbst erklärte, er gehe ganz ohne Groll. Der Genfer Journalist arbeitet seither beim Sender LCI. Jeden Abend vonMontag bis Donnerstag setzt er seineWortgewandtheit in Interviews mit den führenden Köpfen Frankreichs ein. In der ersten Sendung von «20H de Darius Rochebin» fragte er Wirtschaftsminis- ter Bruno Le Maire, ob sich sein laut Ex-Präsident Sarkozy «austern- haftes Charisma» weiterentwickelt habe – und das, ohne den Amts- träger zu verärgern. Chapeau! Den Professor und Star-Infektiologen Didier Raoult überraschte er mit der Frage, ob er in seinem Garten Büsten von sich selbst stehen habe. Hype garantiert! Auch abseits der Kamera ruht Darius nicht. So kratzte er am Lack der französischenKino-IkoneCatherineDeneuve. Er hielt nach einem Interview mit ihr fest, sie habe sich unausstehlich verhalten. Ein ge- fundenes Fressen für die sozialen Medien! In Paris stellt Rochebin VIPs also nach Belieben Fragen – auf der Grundlage einer «fernen» Kultur, derjenigen der Schweiz, dieses politisch temperierten Flicken- teppichs, der ihn nicht zu halten wusste. STEPHANE HERZOG Herausgepickt Nachrichten
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