Schweizer Revue 6/2020
Schweizer Revue / November 2020 / Nr.6 5 Briefkasten Der Schweizer «Kolonialismus ohne Kolonien» Viele international agierende Schweizer Kon- zerne sind bis heute an der Ausbeutung des Sü- dens beteiligt. Der Glaube, dass die Schweiz nur durch eigene harte Arbeit zu einem der reichs- ten Länder geworden ist, ist absurd. Auch hat der Kolonialismus nie aufgehört.Wir haben nur die weissen Ausbeuter mit landeseigenen und uns genehmen ersetzt. Diese halten wir mit Geld undWaffen auf ihren Posten. ERICH GAMBA, BOAC, PHILIPPINEN Es ist schon erstaunlich, wie aus dem Umstand, dass ein paar Schweizer von Kolonialismus und Sklaverei profitiert haben, nun eine Kollektivschuld der Schweiz abgeleitet wird und diese Schuld nun bezahlt werden soll von Nachfahren, die damit nichts zu tun haben. Und auch die Empfänger sind nicht mit den damaligenOpfern identisch. Mit wirklicherMoral hat das nichts zu tun. MARKUS ZEHNDER, LOS ANGELES, USA Geschichte ist die Betrachtung der Vergangenheit.Was damals geschah, galt in jener Epoche als normal, wäre aber unter Um- ständen heute nicht mehr akzeptabel. Der Versuch, die Mass- stäbe der Vergangenheit auf die Gegenwart anzuwenden, ist als Vergleich nicht zulässig. Ja, die Geschehnisse der Vergan- genheit sind aus unserer Sicht falsch, aber damals wurden sie akzeptiert. Tragen wir die Schuld für das, was unsere Vorfah- ren getan haben? Natürlich nicht, und das würde auch keinGe- richt derWelt so sehen. Solangewir so leben, dass wir stolz auf uns sein können, niemandem schaden und keine Gesetze bre- chen, ist es ein gutes Leben. Wer weiss, wie man in Zukunft über uns urteilen wird? NORMAN GERSHON, USA Wir sollten unsmehr auf die Gegenwart konzentrieren. Inwel- chemMass profitiert derWesten – einschliesslich der Schweiz – heute von Sklaverei? Vergangenheit ist Vergangenheit; wir soll- ten daraus lernen und unser Handeln dem Heute anpassen. Aber tunwir das? Könnenwir uns unserenwestlichen Lebens- stil leisten oder leben wir auf Kosten anderer? Ich wage zu be- haupten, dass Letzteres zutrifft, denn Sklaverei existiert nach wie vor. Vielleicht ist sie nicht so sichtbar wie damals – aber im- mer noch genauso grausam. Wir leben in einer komplizierten Welt, in der die Gier nach Macht und Geld der Menschlichkeit imWeg steht. ERIK WAELCHLI, SOUTH BEND, USA Statuen herunterreissen, weil dasWertesystemgeändert hat? Geldmachen mit Sklavenhandel ist aus heutiger Sicht sicher verwerflich.Wer weiss: Vielleicht ist einCEO-Gehalt, das hun- dertmal oder tausendmal höher ist als das Mindestgehalt, in ein paar Jahren auch verwerflich. Kurz: Eine heute heldenhafte Person ist morgen möglicherweise eine ausbeutende, krimi- nelle Person. Diese Werteverschiebung könnte uns alle tref- fen, auch mich und dich. Deshalb fände ich es bereichernder, wenn an jedem Monument die verschiedenen Perspektiven ergänzt werden. Man könnte für Monsieur De Pury eine Zusatztafel anbringen, wo neben seiner Grosszügigkeit auch die Quelle seines Vermögens erwähnt wird. ANDRE BURKI, PERTH, AUSTRALIEN 5G entzweit die Schweiz Der Mensch hat keine Ruhe, bevor nicht alles kaputt ist. Doch dann ist es zu spät. Der Klima- wandel überrollt uns und bringt Probleme, die mit 5G nicht gelöst werden können. Wirklicher Fortschritt ist nur möglich, wenn der Mensch sichmehr nach innen statt nach aussenwendet. Doch wer will das hören? In der Stille liegt die Kraft zu neuen Ideen, nicht in noch mehr und immer nochmehr Informationen. IRMA FURRER, BAYERN, DEUTSCHLAND Leider fehltmir imArtikel der «Schweizer Revue» einGesichts- punkt zu 5G: Huawei oder nicht! ImGegensatz zu angelsächsi- schen Ländern scheint mir diese Diskussion in der Schweiz kaum geführt zu werden. Die doch beachtlichen Sicherheits- bedenken gegen einen Hersteller aus einem totalitären Staat scheinenmir doch teilweise berechtigt. PATRIK SCHMUKI, DEUTSCHLAND Aus meiner Sicht sind zwei Argumente wichtig. Erstens: Wer am meisten von 5G profitieren wird, sind die Grosskonzerne, die mehr Information über die Benutzer sammeln können. Zweitens: Wollen wir einem totalitären Staat, der Verträge bricht, unsere persönlichen Daten und alle unsere Interessen anvertrauen? CORNELIA BAUMGARTNER, NEUSEELAND La Brévine, Sibirien der Schweiz Herzlichen Dank für diesen schönen Ausflug ins Sibirien der Schweiz. Ich wurde 1956 in der Nähe dieses Dorfes geboren, wo man damals noch die Milch vom Bauernhof in die Molkerei brachte – und zurück. Wegen der Bise und der Schneewehen hatte ich mich damals verlaufen, aber dank der Leitungsmasten fand ich denWegwieder –meineOh- ren waren eiskalt. Sie fielen zwar nie ab, aber wehe, ich hätte sie angefasst! Lange Jahre habe ich diese Kälte ausgehalten. BERNARD COLOMB, PLAN TAWAN, THAILAND
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