Schweizer Revue 2/2021
Schweizer Revue / April 2021 / Nr.2 18 Interview INTERVIEW: SUSANNE WENGER Wir trafen den vielbeschäftigten Peter Schneider an einem Februarsonntag zumVideo-Anruf. Die Schweiz befand sich da gerade im zweiten landeswei- ten Shutdown. SeitMitte Januarwaren Restaurants, Läden, Kultur- und Frei- zeitbetriebe geschlossen. Zuvor hatte der Bund monatelang gezögert, wie- der einen Shutdown anzuordnen, und dieser fiel weniger streng aus als inden Nachbarländern. Skigebiete und Berg bahnen blieben offen, auch für Touris- ten. Gleichzeitig war die grösste Impf- kampagne angelaufen, die das Land je erlebt hat. Die Infektionszahlen san- ken, parallel stiegen jedoch die Anste- ckungen mit den Virus-Mutationen, was den Behörden Sorgen bereitete. Bürgerliche Kräfte im Parlament ver- langten trotzdem ein Ende des Shut- downs und versuchten, der Regierung das Krisenmanagement aus der Hand zu nehmen. Bis Februar waren fast 9000 Covid-Infizierte verstorben, grösstenteils in der zweitenWelle. Pe- ter Schneider (63) ist Psychoanalytiker in Zürich, Universitätsdozent, Buch- autor, Satiriker und Kolumnist – eine bekannte und pointierte Stimme im Land. Zum Interview rauchte er eine Zigarre. «Ich sags ungern, aber mit dem Virus kann die Schweiz nicht verhandeln» Die Corona-Pandemie setzt der Welt seit einem Jahr zu. Zeit, den Schweizer Umgang damit auf die Couch des Psychoanalytikers Peter Schneider zu legen. Er spricht über die vermeintliche Insel der Seligen, verlorenes Vertrauen und seine Form der Corona-Müdigkeit. Peter Schneider zum «Schweizer Weg» der Pandemiebekämpfung: «Wir haben sicher die schlechtes- ten Seiten des Förderalismus gese- hen, doch ich will ihm nicht alles in die Schuhe schieben.» Foto Ursula Markus
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