Schweizer Revue 3/2021

Schweizer Revue / Juni 2021 / Nr.3 12 Gesehen Die Gesichter des sich in die Augen blickenden Liebespaars, zwei rote Inseln der Wärme. Die Schutzmaske über Nase und Mund, ein Hitzeschild im Gesicht unter fiebrig blickenden Augen, verbundenmit Haarkranz und Körpersilhouette, eine grelleMoment- aufnahme der Corona-Pandemie. Man kennt dieWärmebilder mit dem Spektrumvon hellgrün bis dunkelrot aus der Energiedebatte, etwa um Iso- lationslecks an Häusern festzustellen. DerWestschweizer Architekt Philippe Rahm (53), ausgebildet an der ETH in Lausanne, nutzt sie künstlerisch für eine flackernde Porträtserie, die das Schweizer Kameramuseum in Vevey bis Ende August 2021 zeigt. Rahm lebt und arbeitet in Paris, er ist ein inter- nationaler Pionier der atmosphäri- schenArchitektur, die Klimafaktoren wie Hitze, Kälte, Wind oder Feuchtig- keit einbezieht. 2020 wurde ein von ihm konzipierter riesiger Klima-Park in der taiwanesischen Stadt Taichung eröffnet. Rahms bevorzugtes Arbeits- gerät ist die Wärmebildkamera, die für das menschliche Auge nicht wahr- nehmbare Infrarotstrahlen in Farben umwandelt. Zwischenmenschliche Klimaerwärmung Wer heizt besser? Der Radiator – oder der Körper des Heizungstechnikers? Die wärmeporträtierten Liebenden sind die chilenischen Architekten Mauricio Pezo und Sofia von Ellrichs- hausen, auf dem Selfie ist Philippe Rahm selbst zu sehen. Rot kennzeich- net die Zonen, die viel Wärme an die Umgebung abgeben – also die unsicht- barenZonen dermenschlichenKlima­ erwärmung, die Rahmuns vor Augen führt. JÜRG STEINER Sonderausstellung «Infrarot» von Philippe Rahm, bis 29. August 2021 im Fotomuseum Vevey, www.cameramuseum.ch

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