Schweizer Revue 3/2021
Schweizer Revue / Juni 2021 / Nr.3 7 Max Spring zeichnet für die «Schweizer Revue». wenn fast alle Rätoromaninnen und Rätoromanen ohne- hin auch Deutsch beherrschen? «Es stimmt, dass meine Grossmutter wohl zur letzten Generation gehörte, die nur Rätoromanisch sprach, aber die Förderung der sprachli- chen Vielfalt ist dennoch wichtig für den Zusammenhalt und zeichnet unser Land aus», sagt Coray. Selbst wirtschaft- lich scheint sich der Sprachenreichtum auszuzahlen: 9 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts gehen auf die Mehrsprachigkeit des Landes zurück, haben Forscher der Universität Genf 2008 herausgefunden. Zurzeit läuft eine neue Untersuchung, denn dieser Anteil dürfte in den letzten Jahren zugenommen haben. Jugendliche motivieren Auch Naomi Arpagaus schätzt die Sprachenvielfalt. Die 21-jährige Bündnerin ist rätoromanisch-schweizerdeutsch aufgewachsen, hat in der Schule Englisch und Italienisch gelernt, sich imGymnasiumauf Spanisch spezialisiert und nimmt momentan Französischunterricht. «Da ich wegen des Studiums zurzeit in Bern lebe, verwende ich im Alltag zwar vor allem Deutsch, aber ich bin viel in Kontakt mit rätoromanischsprechenden Freunden.» Ihr liegt die Pflege dieser Sprache am Herzen: Als Präsidentin der Dach organisation der rätoromanischen Jugend GiuRu setzt sie sich für die Bündner Sprachregionen und die Vernetzung der fünf Idiome – Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader – ein. «Wir organisieren Konzerte und Spielabende auf Räto- romanisch, haben eine Kolumne in der Bündner Tages zeitung ,La Quotidiana’ und sind im Austausch mit ande- ren Sprachminderheiten Europas», erklärt Arpagaus. Das Interesse der jüngeren Generation sei gross, sagt sie: «Viele, die das Rätoromanische beherrschen, sehen dies als Vor- teil. Es vereinfacht den Zugang zu anderen lateinischen Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Portugiesisch, und es ist fast wie eine Geheimsprache.» Aber in den sozialenMedien schreibendie Jugendlichenwohl doch eher
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