Schweizer Revue 4/2021

Schweizer Revue / August 2021 / Nr.4 12 Schwerpunkt Ja, Politik interessiert mich! Wenn in den USA oder in Frankreich eine grosse Debatte statt­ findet, schaue ich, wer sie gewinnt. So habe ich zum Beispiel Ausschnitte aus der Debatte zwischen Le Pen und Macron gesehen. Die war ziemlich heiss. Sie haben sich ein paar gute Stiche versetzt. Mit dieser Art der Debatte haben wir uns in einem Volkswirtschaftskurs auseinandergesetzt. In der Schweiz ist die Politik weni­ ger lebendig. Der Bundespräsident sticht nicht hervor. Was das Stimm- und Wahlrecht angeht, mussten die Frauen es sich hart erkämpfen, und in vielen Ländern verfügen sie noch immer nicht darüber. Es ist deshalb ein wichtiges Recht. Juliette Siffer *2005, lebt mit ihrer schweizerisch-amerikanischen Familie in New York. Sie besucht die High School und mag es, sich politisch zu engagieren und philo­ sophische Diskussionen zu führen. Den 16-Jährigen das Wählen zu ermöglichen ist ein Anlie­ gen, das ich unterstütze. Ich habe das Gefühl, dass die jungen Leute heute reifer und gebildeter sind als früher. Da sich viele junge Leute heute für Politik begeistern, wollen sie in die Entscheidungen einbezogen werden. Für mich wäre es wichtig, informiert zu entscheiden, also jeweils die An­ liegen beider Seiten anzuschauen. Es ist letztlich egal, ob 16- oder 18-Jäh­ rige wählen: Manmuss die gegensätz­ lichen Ansichten und Meinungen in Betracht ziehen und nicht nur so abstimmen, wie es Eltern oder Freun­ den gefiele. Entscheide möchte ich unabhängig und informiert fällen. Es stimmt, dass junge Menschen zur Schule gehen und keine Steuern zahlen und somit die Folgen der Ent­ scheidungen nicht mittragen. Aber die gefällten Entscheidungen beein­ flussen das Leben der jungen Schwei­ zerinnen und Schweizer für eine sehr lange Zeit. Einige ältere Men­ schen mögen denken, dass sich die Jugend beimAbstimmen von kurz­ fristigen Interessen lenken lasse. Doch viele junge Menschen interes­ sieren sich heute für langfristige Themen wie die globale Erwärmung, denWelthunger und denWeltfrie­ den. Ähnlich wie junge Menschen ihren Bildungsweg wählen, wird das Wahlrecht der Jugend auch helfen, eine aktive Rolle in ihrer politischen Zukunft zu spielen. Es ist manchmal schwierig, etwas zu verändern. Aber mir scheint es sehr wichtig , dass viele verschiedene Stimmen gehört werden, also auch die Stimmen der Jüngeren. Wenn man weiss, dass die eigene Stimme zählt, engagiert man sich auch mehr für sein Land und die getroffenen Entscheide. Wenn ich älter bin, kehre ich viel­ leicht in die Schweiz zurück, um dort dauerhaft zu leben. Kann ich jetzt abstimmen, kann ich mitbestimmen, wie die Schweiz aussehen soll, die meine Kinder kennenlernen werden. Das Stimmrecht für 16-Jährige trägt sicher zu einer engagiertenWähler­ schaft bei: Es kommen zu den bis­ herigen Stimmen neue dazu, die ge­ hört werden sollten. AUFGEZEICHNET VON STÉPHANE HERZOG Lionel Formaz *2005, lebt in Martigny (VS). Er besucht die Handelsschule. Lionel trainiert gewissenhaft griechisch-römisches Ringen, aber auch Parkour und Skateboarden.

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