Schweizer Revue 4/2021

14 Schwerpunkt Schweizer Revue / August 2021 / Nr.4 Olivia Aeschlimann *2005, wohnt in Bern und besucht dort das Gymnasium Kirchenfeld. Sie hört gerne den Radiosender SRF 3, weil dort die Mischung aus Musik und Infos stimmt. Ich habe ein volles Leben. Es ist nicht leicht, alle Sachen darin unterzubringen, die ich gerne mache. An drei Abenden proWoche tanze ich Hip Hop und Jazz. Ich geniesse es, mich mit anderen Menschen imRaum zu bewe- gen und dabei meine Alltagssorgen zu vergessen. Ausserdem spiele ich Klavier, zeichne Menschen und Tiere in mein Skizzenbuch und verändere Kleider mit der Nähmaschine. Oft bin ichmit meinen Freundinnen entlang der Aare unter- wegs. Wir spielen Karten oder Volleyball, skaten, picknicken, hören Musik oder reden einfach. Noch mehr auf www.revue.ch Und was sagen und denken die 16-Jährigen Dewjana (GE), Lisa (TG), Malin (SO), Noelia (GL) und Valérie (SG)? Ihre Porträts sind unter www.revue.ch zu finden – in der Sammlung aller sechzehn von uns befragten Jugendlichen. Dass ich so viele Interessen habe, finde ich positiv. Es kann aber auch ein Hin- dernis sein: Denn einen Plan, was ich nach dem Schulabschluss machen will, habe ich nicht. Ein Jusstudium reizt mich, aber auch Medizin. Auf jeden Fall will ich mich gegen die Ungleichheiten in der Gesellschaft einsetzen. Vorerst mache ich das, indem ich an Demos mit- laufe. Irgendwie muss ich meinen politi- schenWillen ja kundtun – an der Urne darf ich das leider nicht. Warum ich da- für noch zwei Jahre warten muss, leuch- tet mir nicht ein. Staatskunde haben wir in der Schule bereits durchgenommen. An politischemWissen werde ich dann also nicht reicher sein, einzig ein biss- chen an Lebenserfahrung. AUFGEZEICHNET VON FL AVIA VON GUNTEN Elena Niederhauser *2004, wohnt in Tarasp im Unterengadin (GR) und fängt demnächst eine Lehre als Drogistin an. Sie kann sich durchaus vorstellen, mal in die Politik zu gehen. Wenn ich nicht gerade in der Schule bin oder für die Schule lerne, bin ich meistens mit meinen Kollegen unterwegs, lese oder koche. Die Schule ist mir sehr wichtig und ich versuche, so gute Noten wie mög- lich zu erreichen. Im Frühsommer schliesse ich die Sekundarschule ab, danach beginne ich eine Lehre als Drogistin. Ich möchte eine gute Aus- bildung haben, am liebsten mit an- schliessendemStudium. Dafür werde ich das Tal verlassen müssen. Wahr- scheinlich werde ich später in einer Stadt leben, vielleicht sogar im Aus- land. Aber irgendwann möchte ich zurückkehren und wieder hier im Unterengadin leben. Meine Mutter ist in der Lokalpolitik tätig. Als ich und mein Bruder noch jünger waren, war das noch kein Thema für uns. Jetzt merken wir, dass bei uns Zuhause viel über Poli- tik diskutiert wird, gerade auch wenn Abstimmungen sind. Das finde ich inzwischen spannend. Die jüngs- ten Vorlagen mit Pestizidinitiative oder Trinkwasserinitiative betreffen unsere Familie direkt, weil meine Eltern einen Bergbauernhof führen. In der Schule mussten wir über diese Abstimmungsvorlagen einen Podcast machen und dadurch haben wir uns intensiv mit Politik befasst. Ich ver- suche, mir stets eine eigene Meinung zu bilden. Ich fände es zwar schön, wenn man mit 16 Jahren bereits ab- stimmen dürfte, andererseits wäre ich auch überfordert. Von vielen Sachen habe ich doch keine Ahnung! Mit 16 haben wir ganz andere Sorgen, als bereits eine wichtige Rolle in der Demokratie spielen zu müssen. Die Klimapolitik würde ich aber gerne verändern. Man könnte so vieles besser machen. Ich kann mir gut vor- stellen, später einen politischenWeg einzuschlagen. Es muss ja nicht gleich Bundesrätin sein. AUFGEZEICHNET VON FADRINA HOFMANN

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