Schweizer Revue 4/2021

Schweizer Revue / August 2021 / Nr.4 9 nicht über Parteipolitik, aber über Fragen, die unsere Zukunft betreffen, wie den Klimaschutz. Und: Ich habe, zum Beispiel mit meiner Lehrstelle, schon wichtige persönliche Ent­ scheide gefällt und übernehme ja dafür die Verantwortung – und da sollen wir in unseremAlter nicht reif genug sein, uns zu einem politischen Thema eine Meinung zu bilden? Das geht für mich überhaupt nicht auf. Und klar, es kommt auf den Ge­ schichtslehrer an: Aber ich finde, wir bekommen in der Schule einiges mit über die Politik in Schweiz. Das reicht längstens, damit man wählen und abstimmen kann. AUFGEZEICHNET VON JÜRG STEINER Ich möchte Nationalrat, also Mitglied des Schweizer Parlaments, werden. Es reizt mich, Umstände zu verändern, die mich stören. Das Wirt­ schaftssystem etwa sollte liberaler und gleichzeitig grüner werden. Im Zweifel entscheide ich mich für die Effizienz: In die Schule fahre ich mit dem Bus, obwohl die Fahrt doppelt so lange dauert als mit demVelo. Aber ich kann dabei die Zeitung lesen. Klar, es braucht Glück, um in das Parlament gewählt zu werden. Aber ich bringe die idealen Voraussetzungen mit: Ich debattiere gerne und gut und bin schlagfertig. Seit mehr als zwei Jahren bin ich Mitglied im Jugend­ parlament der Stadt Bern. Dort setzen wir uns für das Stimmrechtsalter 16 ein. ImMoment befasst sich das Berner Kantonsparlament mit der Idee. Wenn ich fertig bin mit der Schule, will ich mit einem Freund zu Fuss durch Japan reisen. Mich fasziniert, dass das Land so weit entfernt liegt, seine Kultur aber – wie ich sie aus Büchern kenne – sehr ähnlich ist wie die unsrige. An beiden Orten sind die Menschen eher verklemmt, aber hilfsbereit. ImMoment lerne ich mit Hilfe von Videos aus dem Internet die japanische Sprache. Und spare Geld für die Reise. Viel habe ich noch nicht zusammen, denn einen Job habe ich keinen. Für alles reicht die Zeit eben nicht. AUFGEZEICHNET VON FL AVIA VON GUNTEN Jason Steinmann *2005, wohnt in Ittigen bei Bern und besucht das Gymnasium Neufeld in Bern. Er spielt mit im Schultheater, weil er es liebt, in neue Rollen zu schlüpfen. Moritz Würtenberg *2005, wohnt in Küttigen (AG) und besucht in Aarau die Bezirksschule. Er beginnt im Sommer eine dreijährige Lehre als Chemielaborant. gelenke und Knie sind exponiert. Trotzdem trägt bei uns niemand Schoner, man hat viel zu heiss in ih­ nen. Und zu unseremStyle wollen sie auch nicht richtig passen. Man muss es selbst ein bisschen spüren – es gibt Tage, da ist man gut drauf und es ge­ lingen schwierige Tricks. An anderen Tagen ist es gescheiter, nicht zu viel zu riskieren. Wenn ich höre, dass Jugendliche sich nicht für Politik interessieren oder nicht bereit sein sollen für das Stimm­ rechtsalter 16, muss ich klar sagen: Mit meinen Kolleginnen und Kollegen rede ich oft über politische Themen. Das ist absolut normal. Vielleicht

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx