Schweizer Revue 5/2021

Schweizer Revue / Oktober 2021 / Nr.5 16 Natur und Umwelt THEODORA PETER Während die Menschen in Südeuropa unter einer Hitze­ welle litten, regnete es diesen Sommer in der Schweiz fast unaufhörlich. Die heftigen Niederschläge liessen Bäche, Flüsse und Seen über die Ufer treten. Feuerwehren und Zivilschützer waren im Dauereinsatz, schichteten Sand­ säcke auf und errichteten Hochwassersperren, um das Schlimmste zu verhindern. Von einer Katastrophe wie in Deutschland und Belgien, wo die Sturzfluten ganze Täler verwüsteten und Hunderte von Todesopfern forderten, blieb die Schweiz im Juli verschont. Es blieb bei Sachschä­ den in der Höhe vonmehrerenHundertMillionen Franken. Schwer getroffen wurde die Landwirtschaft: Auf den über­ schwemmten Feldern verfaulte das Gemüse. Hagelstürme verwüsteten innert weniger Stunden ganze Rebberge und Obstplantagen. Der einzige Vorteil des Dauerregens: er füllte vielerorts die Wasserspeicher wieder auf – unter an­ derem den 2020 noch völlig ausgetrockneten Lac de Bre­ nets im Jura. Auch konnten sich dieWälder von den Folgen früherer Trockenperioden erholen. Weltklimarat warnt Ob Starkregen oder Hitzewellen: Solche Wetterextreme werden inZukunftnochhäufiger vorkommen und gar noch heftiger ausfallen. Dies zeigt der jüngste Bericht des Welt­ klimarates (IPCC), den die 200Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 66 Ländern – darunter der Schweiz – im August publizierten. Seit dem letzten Bericht von 2014 ist noch klarer geworden: Wir stecken mitten in der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung, und diese be­ schleunigt sich weiter. Allein in den letzten sieben Jahren nahm die globale Temperatur um 0,2 Grad zu. Das tönt nicht nach viel, doch jeder Anstieg um ein Zehntelgrad sorgt rund um den Globus für noch mehr Wetterextreme. Die Schweiz ist besonders stark vom Klimawandel betrof­ fen, nahmen die Temperaturen hierzulande doch fast dop­ pelt so stark zu wie im globalen Mittel. Bereits 2018 hatten Forschende in den «Klimaszenarien für die Schweiz» imDe­ tail aufgezeigt, welche Folgen ein ungebremster Klimawandel für das Land hat – eine davon sind häufigere und intensivere Starkniederschläge. Seit 1901 hat die Regenmenge bei solchen Extremereignissen in der Schweiz um 12 Prozent zugenommen. Der Grund: Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – pro Grad Celsius Er­ wärmungmacht dies rund 6 bis 7 ProzentmehrWasser aus. CO2-Ausstoss muss sinken Treiber der Klimaerwärmung sind bekanntlich die Treib­ hausgase. Gemäss IPCC-Bericht lag die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Jahr 2019 um 47 Prozent höher als zu Beginn der Industrialisierung – und höher als je zuvor in den letzten zwei Millionen Jahren. Die Forschendenwar­ nen: Nurwenn der CO2-Ausstoss schon in den nächsten Jah­ ren stark sinkt und bis 2050 netto null erreicht, könne die globale Erwärmung gemäss den Pariser Klimazielen unter zwei Grad beschränkt werden. Aber auch bei einer Erwär­ mung von «nur» 1,5 Grad sei mit häufigeren Starknieder­ schlägen und Hitzewellen «von bisher ungekanntem Aus­ mass» zu rechnen. Wie ernst es der Weltgemeinschaft mit einem wirk­ samenKlimaschutz ist, zeigt sichbereits imNovember. Dann findet in Glasgow die nächste Uno-Klimakonferenz statt. revue.link/klimaszenarien www.ipcc.ch Wetterextreme im Zeichen des Klimawandels Der Sommer 2021 fiel in der Schweiz ins Wasser. Statt Sonne und Hitze gab es Hagel und Hochwasser. Mit dem Klimawandel werden solche Wetterextreme noch häufiger. Statt am See standen diese Liegenschaften im Juli im See: Starke und lange anhaltende Regenfälle liessen wie hier am Bielersee die Wasserpegel auf Höchstwerte steigen. Foto Keystone

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