Schweizer Revue 5/2021

Schweizer Revue / Oktober 2021 / Nr.5 3 Die Zahl ist gross, vor allem aber völlig abstrakt: 82000000000 Franken. So viel kostet das Schweizer Gesundheitswesen pro Jahr. Ist das viel? Ist daswenig? Erst, wer die Summe aufs Überblickbare her- abbricht, erhält eine fassbare Grösse: JedenMonat kos- tet das Schweizer Gesundheitswesen 800 Franken pro Person. Oder 3200 Franken für die durchschnittliche vierköpfige Familie – pro Monat. Ein erheblicher Teil dieser Kosten lastet direkt auf den Familienbudgets. So sind etwa die Prä- mien der in der Schweiz obligatorischen Krankenversicherung beeindru- ckend – oder je nach Einkommensverhältnissen bedrückend – hoch. Im glei- chen Atemzug gilt es zu betonen: Selbstverständlich ist das Schweizer Gesundheitswesen nicht nur teuer, sondern von vergleichsweise hervorra- gender Qualität. Und gleichwohl ist es alles andere als perfekt. Genau dort, woMedizin und Pflege ihrmenschliches Gesicht zeigenmüss- ten, arbeitenMenschen zunehmend am Limit, und dies keineswegs erst seit der Corona-Pandemie. Der Druck hat ein ungesundes Mass angenommen. Weil die Alterung der Gesellschaft den Bedarf an Pflege immer weiter stei- gen lässt, nimmt die Belastung laufend zu. Das Gesundheitspersonal selbst droht zum ernsthaften Krankheitsfall zu werden, wie der Schwerpunkt die- ser «Schweizer Revue» zeigt. Eine Volksinitiative, über die wir am 28. November abstimmen dürfen, fordert nun eine Zäsur: Nicht nur sollen die Stellenetats in der Pflege erhöht werden, auch indie Ausbildung soll wesentlichmehr investiertwerden. Kaum jemand behauptet, die Forderungen seien völlig unberechtigt. Und doch il- lustriert die Initiative auch ein Dilemma: Trägt man den Forderungen Rech- nung und steigt der Personaletat, dürften die bereits beeindruckend hohen Kosten fürs «Gesundheitssystem Schweiz» weiter steigen – und die Kur, die das Gesundheitswesen als Ganzes gesunden liesse, ist weiterhin unbekannt. Ein Leiden völlig anderer Art plagt viele im Ausland lebende Schweize- rinnen und Schweizer. Seit der Bundesrat die Verhandlungen mit der Euro- päischen Union über ein Rahmenabkommen abgebrochen hat, fürchten ins- besondere viele der in der EU lebenden Landsleute, dass sie über kurz oder lang Nachteile hinzunehmen haben. Dazu gesellt sich der Unmut, dass es für viele in der Fünften Schweiz schwieriger geworden ist, per Stimmzettel die Schweizer Politik mitzuprägen. Für den neu gewählten Präsidenten der Auslandschweizer-Organisation, den Tessiner Politiker Filippo Lombardi, und für den gründlich erneuerten Auslandschweizerrat heisst das vor allem eines: Sie dürfen sich als Neue zu- erst mit ein paar altbekannten Herausforderungen herumschlagen. MARC LETTAU, CHEFREDAKTOR Editorial 5 Briefkasten 6 Schwerpunkt Das Gesundheitspersonal der Schweiz ist am Limit 10 Gesehen Fussballer-Jubel und Fussballer- Tränen für eine kleine Ewigkeit 12 Gesellschaft Geht es umHanf, kennt Bernard Rappaz keine Grenzen 15 Literatur Alfred A. Häslers Werk «Das Boot ist voll» öffnete vielen die Augen 16 Wissenschaft Ein Schweizer Sommer der Extreme Nachrichten aus Ihrer Region 17 Reportage Das bernische Uetendorf ist der grenzfernste Ort der Schweiz 20 Politik Eine umstrittene Idee: Richter auslosen statt auswählen 21 Schweizer Zahlen 22 SwissCommunity-News Filippo Lombardi folgt auf Remo Gysin als neuer Präsident der ASO Der neue Auslandschweizerrat: die Namen aller Gewählten 27 Aus dem Bundeshaus 30 Gelesen / Gehört 31 Herausgepickt / Nachrichten Inhalt Ungesundes Schweizer Gesundheitswesen Titelbild: iStockphoto Herausgeberin der «Schweizer Revue», dem Informationsmagazin für die Fünfte Schweiz, ist die Auslandschweizer-Organisation.

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