Schweizer Revue 5/2021
Schweizer Revue / Oktober 2021 / Nr.5 31 Olympischer Medaillensegen für die Schweiz Die Olympischen Spiele von Tokio endeten für die Schweiz mit dem grössten Medaillensegen seit 1952: 13 Medaillen gingen an Schweizer Athletinnen und Athleten. Dank Belinda Bencic im Tennis, Schützin Nina Christen und Mountainbikerin Jolanda Neff waren drei davon goldene. Besonders eindrücklichwaren Neffs Siegerbilder: Auf dem Podest standen links und rechts von ihr auch Schweizerin- nen, Sina Frei (Silber) und Linda Indergand (Bronze). Einen Dreifachsieg gabs für die Schweiz zuletzt vor 85 Jahren im Kunstturnen, an den Spielen von 1936 in Berlin. (MUL) Die Taliban überraschten auch die Schweiz Die Machtübernahme in Afghanistan durch die Taliban überraschte auchdie Schweizer Behörde. AnfangAugust be- kräftigte sie noch, an der Rückführung abgewiesener Asyl- bewerber nach Afghanistan festzuhalten. Nur Tage später folgte die Wende: Abgewiesene Asylsuchende können nun ein Härtefallgesuch stellen und Bleiberecht beantragen. Zudem prüft die Schweiz die Aufnahme besonders schutz- bedürftiger Flüchtlinge. Aus dem Land abgezogen hat die Schweiz ihre Entwicklungshelfer. (MUL) Bundesrat Ignazio Cassis besucht Thailand Bundesrat Ignazio Cassis hat imAugust imRahmen seiner Südostasienreise Thailand besucht – und die Schweizer Diasporawiederholte bei dieser Gelegenheit ihre Klage, sie könne sich vor Ort nicht impfen lassen. Cassis versicherte gemäss Medienberichten, er werde den Thai-Behörden empfehlen, auch Ausländerinnen und Ausländer zur Imp- fung zuzulassen, so wie das auch die Schweiz tue. Pragma- tisch handelte die Schweizer Botschaft in Thailand: Sie ver- mittelte Impftermine in einem Privatspital. (MUL) Der neue Mann an der Spitze des Freisinns Der neue Präsident der FDP Schweiz dürfte Thierry Burkart heissen. Der 45-jährige Aargauer Ständerat ist der einzige Bewerber für das Amt. SeineWahl soll imOktober erfolgen. Burkart folgt auf Petra Gössi, welche der FDP einen grüne- renKurs empfahl. Nach demVolks-Nein zu demvon ihr be- fürwortetenCO2-Gesetz gabGössi ihrenRücktrittbekannt. Burkart ist einKritiker vonGössis Klimakurs. Er politisiert im konservativen Flügel der Partei. (MUL) Murat Yakin leitet neu die Schweizer Fussball-Elf Der neue Trainer der Schweizer Fussballnationalmann- schaft heisst Murat Yakin. Er folgt auf Vladimir Petkovic, der nach guter Bilanz diesen Sommer überraschend zu- rücktrat (siehe Seite 10). Yakin ist im Schweizer Fussball kein Unbekannter. Er kickte sehr erfolgreich im FC Basel und ist bundesligaerprobt. Als Trainer zählen Thun, Luzern, Basel und Spartak Moskau zu seinen Stationen. (MUL) Natallia Hersche Gefängnis Nr. 4, Gomel, Weissrussland: Dort sitzt die 51-jährige St. Gallerin Natallia Hersche ein, nachdem sie Ende 2020 wegen «gewaltsamen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte» verurteilt worden war. Ihr Vergehen: Sie leistete an einer Demonstration von Frauen in Minsk «Widerstand gegen die Festnahme». Sie zog dabei einemPolizisten die seinGesicht verbergende Sturmhaube vomKopf – und das Textil wurde dabei «im Bereich des Augenschlitzes leicht beschädigt». Viele, die gegen Staatschef Alexander Lukaschenko pro- testieren, sind ihrer Freiheit beraubt. Aber warum verliess Natallia Hersche das angenehme Einfamilienhausmilieu inBodenseenähe, um in Minsk zu demonstrieren? Der schweizerisch-weissrussischen Doppelbürgerin kam das Vorbild Schweiz in die Quere: Sie lebe in einer Demokratie, die den Menschen das Recht auf freie Meinungs- äusserung und friedliche Versammlung garantiere. Solches erhoffe sie sich auch für das Land ihrer Herkunft. Für Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja ist sie wegen solchen Aussagen «ein Symbol unserer Revolution». Der Schweizer Botschafter in Minsk, Claude Altermatt, setzt sich engagiert für NatalliaHersche ein. Für die Schwei- zer Diplomatie ist der Grat aber schmal: Die Schweiz hatte die Bot- schaft erst 2020 eröffnet, unter anderemmit dem erklärten Ziel, die Wirtschaftsbeziehungen zu dem von Lukaschenko eisern geführten Staat zu vertiefen. NatalliaHersche hingegen ist jedes Abwägen fremd. Sie hätte im April ein erstes Begnadigungsgesuch an Staatschef Lukaschenko richten können. Sie tat es nicht: «Ich werde dieses Regime um nichts bitten.» Welchen Preis sie für diese Beharrlichkeit bezahlt, wissen wir nicht. MARC LETTAU Herausgepickt Nachrichten
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