Schweizer Revue 5/2021
Schweizer Revue / Oktober 2021 / Nr.5 8 Schwerpunkt Die Bevölkerung zahlt viel Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind hoch und werden zu einem grossen Teil von den Betroffenen getragen. 2018 beliefen sich die Ausgaben auf 798 Franken pro Person und Monat. Die Haushalte mussten 63 Prozent dieser Kosten übernehmen. Knapp die Hälfte davon waren durch die obligatorischen Krankenversicherungsprämien abgedeckt. Der Staat kam für rund 30 Prozent der Gesamtkosten auf, wie das Bundesamt für Statistik festhält. Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in den letzten Jahrzehnten signifikant: Mit 11,2 Prozent wies die Schweiz 2018 einen der höchsten Werte in Europa auf. Deutlich an der Spitze lagen mit 16,9 Prozent die USA, gefolgt von Deutschland (11,5 Prozent) und Frankreich (11,3 Prozent). Spanien lag bei 9,0 und Irland bei 6,9 Prozent. Dass in der Schweiz die Aufwände zunehmen, bereitet vielen Menschen Sorgen: Die Gesundheitskosten belegen im Schweizer «Sorgenbarome- ter» jeweils einen Spitzenplatz. Am meisten Geld wird in der Schweiz übrigens für Spitalaufenthalte, am wenigsten für Prävention ausgegeben. (ERU) kommt eine gewisse Unübersichtlichkeit: Wer Pflege benötigt und in den eigenen vier Wänden lebt, hat meist mit mehreren Leistungser- bringern zu tun. Spitex-Mitarbeitende helfen bei der täglichenKörper hygiene, wechselnVerbände und versorgenWunden; Ärztinnen und Ärzte stellen Diagnosen, behandeln und verordnen Therapien; Fach- leute der Physio- und der Ergotherapie führen diese durch. «In der ambulantenVersorgung fehlen einheitliche Strukturenund Prozesse», sagt Ursula Meidert von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Absprachen sind oftungenügend. Das kann zu Doppelspurigkeiten, Lücken und Fehlbehandlungen führen. Qualität unterscheidet sich stark Das Schweizer Gesundheitswesen ist – wie viele andere Bereiche des Alltags auch – föderal organisiert. Der Bund gibt Leitlinien vor. Die Umsetzung liegt bei den Kantonen, welche wiederum gewisse Auf gaben an die Gemeinden delegieren. Diese verantworten teilweise die Langzeitpflege und die ambulante Versorgung ältererMenschen.Wel- «Pflege macht krank»: Parolen wie diese trug das Gesundheitsperso- nal am 12. Mai 2021 durch Basels Strassen. Solche Proteste waren schon vor der Corona- Pandemie ein regel- mässig wiederkehren- des Bild. Foto Keystone
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