Schweizer Revue 6/2021

Schweizer Revue / Dezember 2021 / Nr.6 31 Frauensession fordert mehr Gleichstellung Am letztenOktoberwochenendewar das Bundeshaus ganz in Frauenhand: Nach 1991 fand dort die zweite Frauensession statt, eine politische Standortbestimmung der Frauen in der Schweiz. Die Hauptforderungen der Session: Mehr Gleichstellung und Lohngleichheit, Bekämpfung der weiblichen Altersarmut, die Schaffung eines Bundesamts für Gleichstellung und Familie, sowie die Schaffung eines Forschungsprogramms für Gendermedizin. Insgesamt formulierte die Frauensession 23 Petitionen, denen sichNational- und Ständerat nun annehmen werden. (MUL) Schweiz gibt «Kohäsionsmilliarde» frei Das Schweizer Parlament gab Ende September eineweitere sogenannte «Kohäsionsmilliarde» frei: Bestimmt sind die insgesamt 1,3 Milliarden Franken für Aufbauhilfen in den wirtschaftlich schwachen neuen EU-Staaten. Die Zahlung gilt als Gegenleistung der Schweiz, weil sie vom Marktzugang in diesen Ländern profitiert. Wegen den aktuellen Spannungen zwischen Bern und Brüssel wollte das Parlament die Freigabe der Gelder zunächst an Bedingungen knüpfen. Davon sah es schliesslich aber ab. (MUL) Australien eröffnet Botschaft in der Schweiz Nach 30 Jahren eröffnet Australien wieder eine Botschaft in der Schweiz. Das ist ein eher untypischer Schritt, weil viele Staaten in den letzten Jahren Botschaften schlossen oder zusammenlegten. Australien betont, mit der Botschaftseröffnungwürden die politischen, wirtschaftlichen, strategischen, kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen, die beide Länder verbänden, gestärkt. (MUL) Kritik an Gewalt in Asylzentren In den Zentren des Bundes für Asylsuchende haben Sicherheitsleute verschiedentlich «unverhältnismässigenZwang» angewendet: Zu diesemSchluss kommt eine Untersuchung. Die belegten Fälle von unverhältnismässigem und rechtswidrigem Verhalten seien aber kein Hinweis auf eine systematischeMissachtung der Rechte von Asylsuchenden in den Bundesasylzentren, sagt alt Bundesrichter Niklaus Oberholzer, der die Untersuchung geleitet hatte. (MUL) Neue Mindeststeuer ist für die Schweiz «umsetzbar» Die Absicht grosser Industrienationen, eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent für international tätige Grossunternehmen einzuführen, kommt der Schweiz ungelegen. Die Reform betrifft insbesondere jene 18 Schweizer Kantone, in denen die Gewinnsteuer unter 15 Prozent liegt. Finanzminister Ueli Maurer sieht nach anfänglicher Skepsis aber «keine grösseren Probleme» mehr. Die neue Steuerregel sei für die Schweiz «umsetzbar». Einige Firmen müssten aber wohl in Zukunftmehr Steuern bezahlen. (MUL) Heinz Frei Behindertensport ist wenig präsent in den Medien, und der Bekanntheitsgrad von Heinz Frei liegt weit hinter dem von beispielsweise Tennisspielerin Belinda Bencic, der Goldmedaillengewinnerin andenOlympischen Spielen inTokio. DochdieKarriere vonHeinz Frei ist ohnegleichen. Am 1. September gewann der 63-jährige Berner an den Paralympischen Spielen eine Silbermedaille im HandbikeStrassenrennen: Im strömenden Regen hatte er 78 Kilometer aus eigener Kraft zurückgelegt. Es war seine 16. Teilnahme an den Paralympischen Spielen, bei denen er insgesamt 16 Goldmedaillen in Leichtathletik, Handbike und im Skilanglauf errang. Eine übermenschliche Leistung! Am Anfang dieser aussergewöhnlichen Geschichte steht ein Unfall. 1978 war der 20-jährige Heinz Frei in den Bergen unterwegs, stürzte, brach sich dieWirbelsäule auf Brusthöhe: Querschnittslähmung! «Werde ich es schaffen? Istmein Leben imRollstuhl lebenswert?», fragte er sich damals. Zwei Jahre später kehrt Frei in einem selbst gebauten Rollstuhl zum Sport zurück. Grenzen sind fortan die Grundlage seinesWerdegangs. «Realistische Zielsetzungen, keine ‹Luftschlösser›, sind wichtig und führen Schritt für Schritt zu Erfolgen – dasMögliche realisieren und nicht das Utopische träumen. Das bedingt jedoch auch, dassman sich eingesteht, dass gewisse Grenzen gesetzt sind», sagt Frei. In Tokiowagt sichHeinz Frei auf den Fuji International Speedway und gewinnt den zweiten Platz. Eine Silbermedaille, die für ihn, wie er sagt, «golden glänzt». «Heute ist der grosse GewinnermeinKörper», so der Sportler. Mit diesem Körper hatte er sich nach seinem Unfall erst wieder vertrautmachenmüssen, bis er ihm«zumFreundwurde». Der Kreis hat sich geschlossen. STÉPHANE HERZOG Herausgepickt Nachrichten

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